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zu reich werde und die Seele nicht über ihm erlahme und ermüde. Darum, wenn die böse Lust nach einem nicht gewährten Glücke, oder wenn der Neid nach einer versagten Freude durch das Herz zieht, dann danke für das, was dir Gott versagt und was Er dir gegeben hat, und suche das Glück, das du beneidest, zu fördern. Es gibt sonst kein besseres Mittel. Wenn der Mann, der vielleicht im eigenen Hause schwere Verhältnisse hat, das Glück seines Freundes fördert und stärkt, hilft und mehrt, so weicht der Bann von seiner Seele und der Spuk zerrinnt vor seinen Augen, und er wird ein freier Mann; denn er hat verzichtet, weil er für das dankt, was ihm ward. Und wenn eine Frau, deren schwache Stunden ja auch vom barmherzigen Hohenpriester gekannt werden, den Mut hat, das so leuchtende Glück durch ihre Fürbitte noch zu mehren, durch ihre Handreichung noch zu vergrößern, so weicht die Anfechtung von ihr, die Lust zerrinnt und es erwächst die lautere, reine Freude an fremdem Glück, und diese Freude macht das eigene Herz weit, froh und stark. Nur die Schadenfreude macht das Herz schwach und nur der Neid an fremdem Wohl das Leben matt. Wenn du dich aber freuest mit den Fröhlichen und ein in der Sonne liegendes Haus segnest, dann wird auch dein Kämmerlein voll Sonne und dein Herz wird froh im Verzicht: Gott sei Dank, daß ich etwas geben konnte, ich gebe es gerne; denn ich gebe es Ihm.

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 Du sollst dich nicht lassen gelüsten deines Nächsten Knecht und Magd. Ich brauche hier über die Dienstbotenfrage nicht viel zu reden. Ich habe schon manchmal gesagt, Dienstbotenfrage ist meistens, zum größten Teil, Herrschaftsfrage. Und ohne daß ich in die Geheimnisse des Hauses eindringen kann, weiß ich, was eine Hausfrau gilt, wenn sie im Jahre so und so oft Dienstboten wechselt. Sie mag sehr kundig, sehr klug, sehr freundlich sein, aber im Lichte kann man bei ihr kaum leben und in der Wärme des Gemütes