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die, wie jeder Christ, der sich ein wenig in seiner Bibel auskennt, weiß, nicht am Schluß der zehn Gebote, sondern am Schluß des ersten Gebotes stehen. Wer vielleicht heute Abend in 2. Mos. 20 nachschlagen wollte, würde sehen, daß unmittelbar nach dem ersten Gebot das Wort folgt, das jetzt bei uns am Schluß steht. Luther sagt, deswegen habe er diese Worte an den Schluß gesetzt, damit jeder wisse, wie die zehn Gebote alle in dem ersten Gebot lägen, wie das erste Gebot – sagt er dort – der Bügel des Kranzes sei, an dem die einzelnen Blumen aufgereiht wären. Und wenn man ihn fragt: du sagst doch selbst, die zehn Gebote gelten den Christen nicht mehr, da doch Christus das Gesetz erfüllt hat, warum schreibst du noch den Schluß? So gibt er zur Antwort aus dem großen Katechismus: Man muß die Gebote an die Wände schreiben, an die Säume seiner Kleider nähen, in die Hände einzeichnen, damit man sie immer vor den Augen habe. Luther wird aber in der Auffassung der Gebote immer hin und her geworfen. Bald sind sie ihm ein von Christo erfülltes Gesetz, bald ein von den Christen zu erfüllendes Gebot. So ist es auch. Du hast alles bezahlt, aber nicht dazu, daß ich nun der zehn Gebote frei würde, sondern durch Deine Erfüllung gibst du mir die Kraft, auch meinerseits den Weg zu beschreiten. Wenn wir das, was wir erfahren und erleiden wollen, unsern Nebenmenschen vorher tun, dann haben wir die Gebote reichlich erfüllt – sagt, reicht das nicht? –, dann werdet ihr merken: das sind eben die zehn Gebote. Das erste Wort, welches der sogenannte Schluß der Gebote, oder der Schluß und der Ausklang des ersten Gebotes, vor die Seele führt, lautet: Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott! Das Wort laßt mich zuerst erklären indem ich sage: Gott eifert um sich und Er eifert um dich.

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 1. Gott eifert um sich. Entweder ist Er der heilige Gott, der keinen anderen Geist gelten läßt, als den