Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/279

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Reue übermannt, deinem Herrn Christus gestehst, daß Er dir vergebe, wird Gott der Herr es dir an deinem Haupte heimsuchen. Es wird ein Gewicht auf deinem Wege, eine Last auf deinen Schultern. Es verwehrt dir den Blick in die Heimat; es macht dich unfrei, drückt dich und macht dich arm. Und das ist noch nicht das Höchste. Das Wort muß irgend eine Genugtuung bei dem himmlischen Herrn erfahren, oder richtiger: der heilige Gott muß für das unheilige Wort aus deinem Leben eine Genugtuung empfangen: entweder, daß du Jesum für dich leiden lässest, – wohl dir dann – oder, daß du ohne Jesus leidest. Ich bin ein eifriger Gott, der die Sünden heimsucht. Und wie sucht Er sie heim! Da gibt es Menschen, die ihr Leben lang nicht froh werden können, weil Gott an ein unbereutes, ungesühntes Wort eine ganze Menge von Folgen gehängt hat. Dieses Wort hat dort verdrossen, hier geschädigt, hier eingerissen, – und dies eine Wort begräbt ein Glück. Eine Lüge deiner Jugend hast du deiner längst heimgegangenen Mutter nicht mehr gestanden und nun steht dies Wort zwischen dir und ihrem Andenken. Immer wieder, wenn du deiner Mutter gedenkst, kommt dieses Wort dazwischen; es stört ihre Erinnerung und macht dich unfrei und arm. Ein einziges Sandkorn, das im Auge sich verlor, liegt viele Jahre lang in einem verborgenen Winkel der Augenhöhle, plötzlich drängt es sich vor, dein Blick wird müde, dein Auge matt; der Arzt sagt dir, es muß ein längst im Auge geschlummerter Schade lebendig geworden sein. So ist es bei Gott. Gott kann gar lange eine Sünde liegen lassen und plötzlich läßt Er dann das Unheil über dich hereinbrechen. Dort in Amerika sind diese furchtbaren weißen Ameisen, welche jahrelang, ohne daß man es achtet, an den Grundpfosten eines Hauses nagen und fressen – und über Nacht bricht das Haus zusammen, denn seine Balken sind faul. So macht es Gott manchmal bei Familien. Gestern noch