Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/294

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dir möchte ich Freude machen; denn du hast mein Leben mit Freude erfüllt. Ach, diese Mannesfurcht kennen wohl die allerwenigsten, weil die meisten mit Jesus nichts anzufangen wissen. Die allermeisten könnten ebensogut leben, wenn Jesus nicht gelebt hätte. Fragt doch die meisten Menschen, wie ihr Leben wäre, wenn Jesus nicht wäre? So würden sie sagen: ich habe an dem Gott meiner Väter noch genug. Redet sie an, was denn ihr Tag wäre, wenn es keinen Karfreitag gäbe und keine Ostersonne schiene? So werden sie sagen: ach, Selbsterlösung ist köstlicher als erlöst werden. Die meisten Christen wissen nichts mit Jesus anzufangen, aber du könntest es wissen! Du könntest wissen, o Seele, daß ein Christenleben ohne Christus ein täglich dich verzehrender Selbstwiderspruch ist; du müßtest erfahren, daß ein auf Christus angelegtes Leben, das sich seiner entäußert, an dieser innerlichen Lüge stirbt. Ach, das ist die rechte Furcht, daß der König kommen möchte, wenn das Öl in der Lampe gebricht. Das ist die zarte Rücksicht auf den Herrn, daß Er einkehren möchte und findet kein Licht, das für ihn brennt. Viele Lichter leuchten in meinem Leben, sie leuchten mir und sie verklären mich, aber kein Licht ist zu Ehren Jesu angezündet. Ich suchte Dich und fand Dich nicht, ich kam zu Dir und Du warst nicht für mich zu sprechen, ich wünschte Dich und Du entzogst Dich mir. Das sei deine Furcht, das laßt euern Schrecken sein! Meine Christen, es ist merkwürdig, je älter man wird und je mehr man wissen sollte, wie man sein Leben ausnützt, desto kürzer wird es. Jetzt, auf der Höhe des Lebens, da die Täuschungen zum Teil durchkostet und überwunden sind, könnte man noch etwas Großes schaffen, und die Kraft versagt und die Zeit verrinnt und ehe wir uns besinnen ist es Abend geworden: du kannst hinfort nicht mehr Haushalter sein. Weil wir nur noch wenig Zeit haben, laßt uns unsere Seligkeit mit der ängstlichen Furcht schaffen, die Jesus nicht