Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/32

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mein Kind, mein Kind, das Ich erlöst habe; Ich bin der Herr, dein Gott!

 Wie groß ist es, was einmal Matthias Claudius seinem Sohn schrieb:

Hau deine Götzen mächtig um,
Es sei gleich Ehre, Wollust, Ruhm.
Alles vergehet, Gott aber stehet ohn alles Wanken;
Seine Gedanken, sein Wort und Wille hat ewigen Grund.
Sein Heil und Gnaden die nehmen nicht Schaden,
Heilen im Herzen die tödlichen Schmerzen, halten uns zeitlich und ewig gesund.
Denn Du bist der Herr, mein Gott!
Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.

 Zuerst heißt es du und dann wir. Dazu sagt Augustinus: Siehe, das ist dein Gott, der die Gesamtheit so behandelt, als wäre sie ein Einzelner und den Einzelnen so teuer nimmt, als wäre es seine Gemeinde.

 Habe kein Bangen, als ob Er über der Menge dich vergäße, sorge dich nicht, als ob Er dich verließe: Ich bin der Herr, dein Gott.

Wir sollen Gott fürchten.

 Luther sagt: Wer nicht fürchtet, der wird nicht demütig, wer nicht demütig wird, der wird nicht schwach; wer nicht schwach wird, der wird nicht erhöht und wer nicht erhöht wird, der kommt nicht heim. Wer nicht fürchtet, der wird nicht gedemütigt. Wenn man mich fragt, was der Grundschaden unserer Zeit ist, so antworte ich ohne Besinnen: sie fürchtet Gott nicht mehr! Die Menge der Selbstmorde, die wir gar nicht mehr achten, die Gedankenlosigkeit, mit der der Mensch sich forttreiben läßt, dieses Tollen und Hasten trägt die Inschrift: Lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot. Es ist, als ob der Tod einherginge und all die großen Narrentänze unserer Zeit