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Sonnenwärme in sich aufnehmen möchte. Wir wollen ihn lieben. Er hat uns erst geliebet, alle Gedanken uns zugewendet, alle Worte für uns ersonnen, alle Wege uns geebnet, alle Werke, von Anbeginn der Welt, für uns bereitet, seines einigen Sohnes nicht verschonet um unseretwillen.

 Wir wollen ihn lieben, weil Er so viel an uns getan hat. Und wie die Blume gern am Wege blüht, nur damit sie noch einmal den Tau des Himmels koste und den Strahl der Himmelssonne in sich aufnehme, so wollen wir auch seitab, wenn es sein muß, oder am Wege im Sonnenlicht vollenden, nur, daß wir ihn lieben.

 Auf dem Grabe jenes großen, so weltweiten und doch dem Kreuze so nahe verbundenen Engländers stehen die Worte: Wir sind geliebt worden, wir werden geliebt, wir lieben.

 Wir sind geliebt worden und ahnen gar nicht, in welche Tiefen seiner Liebe hinein Er uns versenkt.

 Wir werden geliebt, gesucht, umworben; nach uns fragt Er, um uns sorgt Er, so wollen auch wir ihm Liebe erweisen. Und endlich

ihm über alle Dingen vertrauen.

 Der Mensch muß, damit er nicht an sich selbst verzweifle, hoffen. Er muß hoffen, daß hinter den Wolken die Sterne und über dem Tod das Leben und über der großen, verderblichen Fläche des „Nein“ ein lebensreiches „Ja“ stehen wird. Wir wollen ihm von ganzem Herzen unser Hoffen zusenden: betrüge mich nicht und täusche mein Vertrauen nicht. Es ist eine schwache Hand, die die Deine sucht, unsicher tastet sie nach Deinen Verheißungen. Du wollest sie nicht verschmähen, noch zurückstoßen!

 So, meine Christen, hat der Herr im ersten Gebot uns sein Herz erschlossen, wie ein großes, weites Meer, das immer mächtigere Kreise zieht, hat Er zu uns gesagt: Ich bin der Herr, dein Gott. Dir gehört mein Herz und auf dich ist es gerichtet.