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Lieblingen sind wir freundlich und die andern weisen wir von uns.

 So ist unser ganzes Heiligungsleben nicht nur Stückwerk, sondern Schein und Schimmer und unwahr, unwahr bei seinem Namen. Es ist, als ob wir über die erste Seite unseres Tageslaufes Gott schreiben würden, wie vielleicht ein Kaufmann sein Geschäftsbuch auf der ersten Seite „Mit Gott“ beginnt, und jede Zeile, die nun unter diesen Namen gereiht wird, verleugnet ihn. Morgengebet und Abendgebet – zwischen diesen beiden Gottesdiensten gestaltet sich der Tag, schwer, weltlich, äußerlich, gottferne. Und am Abend war wieder eine Lüge mehr getan.

 Seht, indem wir so den Namen Gottes mißbrauchen, gleichen wir Leuten, die einen güldenen Schlüssel zu einem köstlichen Tor, bei dessen Öffnung uns ein reicher, weiter Saal begrüßt, so oft herumdrehen und ausnützen, bis der Schlüssel nimmer öffnet. Wir gleichen Menschen, die ein köstliches Kleinod so lange in den Händen herumwiegen und -wägen, bis es den Händen entrollt in den Sand. Denn wenn du den Namen Gottes Tag um Tag entwertest, wird er in der Sterbestunde dir nur wertlos sein. Du willst den Schlüssel zum Heiligtum endlich brauchen, wozu er dir gegeben ward, aber der Schlüssel versagt und das Heiligtum bleibt dir verschlossen.

 Darum wollen wir Gott fürchten und lieben, den hl. Gott, der plötzlich uns seinen Namen entziehen kann und ist kein Gottesname mehr über unserm Haus! Wir wollen ihn lieben, den gnädigen Gott, der seinen Namen uns schenkt, damit wir zu ihm flüchten dürfen in der Zeit, da uns Hilfe not ist.

 Ach, daß wir aus der heutigen Betrachtung den kräftigen Vorsatz wieder nehmen möchten:

 Ich will es mit dem Namen Gottes ernst nehmen, weil Er es so ernst mit mir nimmt! Ich will den Namen