Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/65

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am Abend uns weinen sah und am Morgen uns mit Freude begrüßte und so aus unseren Sünden und seiner Gnade ganz neue Lebensgebilde hervortraten, die unserer Rechnung spotteten und unsere Erwartung beschämten, dafür preisen wir ihn! Wir loben heute seinen Namen und rühmen, daß Er so gerne hilft. Wir danken mit Herzen, Mund und Händen; in der Stille, wo kein Mensch uns belauscht und wir Zwiesprache mit unserem Erbarmer und Erzhirten pflegen, demütigen wir uns in den Staub: was hättest du mit mir ausrichten können, wenn ich dir gefolgt und dir bräuchlich mich hätte erzeigt! In der Stille des Tages, wenn nun der letzte Jahrestag hinabsinkt, kommen wir zu ihm: ich bin nicht wert, daß du mir dies erzeigtest! So loben wir ihn im Herzen. Und was das Herz bewegt, das soll der Mund aussprechen. Daß doch in diesen Tagen der Dank über alle Lippen käme, Frucht der Lippen, die seinen Namen verkündigen! Daß es überall von uns bezeugt würde, im Zwiegespräch, in der Unterhaltung des Tages, im Ernst des Gottesdienstes, im gemeinsamen Gebet, beim Gesang der Neujahrslieder, wie treu Er an uns gehandelt hat! Am allermeisten aber werde dieses Lob in unserem Leben laut! Ein dankbarer Mensch ist im tiefsten Grunde ein freudenreicher. „Wer Dank opfert, der tut es mit Lust.“ Und es ist doch die größte Tat, die wir angesichts der großen Welttrauer und der Befürchtungen für das kommende Jahr und die nahende Zeit dem Herrn und seiner Gemeinde erzeigen, daß wir freudig unsere Arbeit auf uns nehmen und mit großer, siegreicher Gewißheit sie weiterführen. Nur nicht Undank! Nur daß Er das nicht bei uns findet! Wenn Er nun sein Feld besucht und es hat nicht wohlgetragen? Wenn Er den Baum ansieht, drei Jahrelang das Werk seiner Treue, und keine Frucht an ihm findet, so kennt ihr das Urteil: Haue ihn ab, was hindert er das Land? und das unfruchtbare