Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/90

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und die kleinen Störungen des Hausfriedens nicht mehr hinüber und aus dem Gotteshaus geht ein neuer Vorsatz: Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen! Und der Nachmittag des Sonntags ist beglänzt von Gottes Wort und überstrahlt von Gottes Verheißungen. Und es lebt der Vater seinen Kindern und die Mutter widmet sich den Ihren: ein gemeinsamer Spaziergang, gute Hausmusik, gute Erzählungen und vielleicht auch, was aber durchaus nicht zum Gesetz werde, eine Frage über die Sonntagspredigt, eine kurze Rede über deren Text. Ein solcher Ruhetag krönt die vergangene und adelt die kommende Woche; ein solcher Ruhetag ist ein Heiligtum vor Gott. – Gar manche Frau hat, nachdem sie beide einst am Altare versprochen hatten, sich fleißig zu Gottes Wort und Sakrament zu halten, den Mann ihrer Wahl wieder ins Gotteshaus gewöhnt und hat damit ihrer Ehe eine Weihe und ein edles Unterpfand werktätiger Liebe und Treue verliehen. Glaubt es einem Manne, der in viele zerstörte Ehen hineingeblickt hat und hineinblickt, und der das ganze Grauen männlicher Untreue und weiblicher Vergiftetheit kennt, der erste Anfang aller Eheirrung und Ehewirren ist: Die lebendige Quelle haben sie verlassen. Wenn die Frau gebetsarm und der Mann kirchenlos wird, wenn Mann und Frau sich schämen ihre Knie vor dem zu beugen, der am Hochzeitstag sein erstes Wunder getan und dem Christenhause seine ganze Liebe und Treue in gnadenreicher Weise gezeigt hat, dann beginnt die Ehe innerlich zu wanken; zuerst kann man sich nicht mehr verstehen, dann will man sich nicht mehr verstehen, und schließlich darf man sich nicht mehr verstehen, und weil die Pforten des Gotteshauses sich schlossen, hat der Feind die Pforten der Verleumdung und der Lüge weit aufgetan und der Traualtar ist zur Trauerstätte geworden. Ach, daß unsere Frauen diese edelste Kunst wieder lernen möchten, ihren Männern Gottes Wort und Gottes