Seite:Hermann von Bezzel - Dienet Werbet Betet.pdf/5

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

I.Diene!

 Unser Heiland zog in seine Stadt ein, um zu leiden und zu sterben. Gethsemane lag zu seinen Füßen und der Golgathaberg blickte ernst auf den einsamen Fremdling, dessen Kreuz bald aufgerichtet werden sollte. Nur wenige begleiteten ihn auf seinem Leidenswege, etliche Blinde, denen er die Augen aufgetan, Fischer und Zöllner, die er sich erwählt hatte. Aber einen Schmuck trugen die wenigen, den die Welt nicht kennt und den sie verspottet, den aber der Sohn Gottes getragen und gewählt hat, das Diadem des dienenden Gehorsams. Gleichwie des Menschen Sohn gekommen ist, nicht daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene, so haben etliche von ihnen das Sklavengewand und die dornenreiche Krone übernommen und nichts anders gewußt und gewollt als dienen. Zu ihnen sprach Er: Geht hin, nicht in die weite Welt, da ihr viel seht, hört und erlebt, reiche Bekanntschaften macht, große Siege erringt, sondern in den Flecken, der vor euch liegt, in die nächste Pflicht, in den engsten Kreis, in das bekannteste Land. Dort werdet ihr finden angebunden, löset auf und führet zu mir, ohne Warum der Frage und ohne das Wort der Verwunderung, ohne Angst vor Widerstand und ohne Scheu vor Schmach. Und wenn euch das arme Tier zu niedrig schien, Gehorsam ist besser als Opfer. Wenn man euch aber fragt, so sagt: Ich diene dem, der gedient hat, der bedarf deiner und meiner. Und euer Dienen und jener Bereitschaft wird zur Höhe des „alsbald“ sich erheben! Kein Zaudern und kein Zögern, kein Zanken noch Markten!

 „Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte“. Seht, dies ist die Größe des Gehorsams: er fragt nicht, sondern er handelt, klagt nicht, sondern gehorcht, fürchtet sich nicht, sondern ist getrost. – So tut auch ihr im neuen Kirchenjahr, schließt euch der allgemeinen Dienstpflicht der heiligen christlichen Kirche, euerer evangelisch-lutherischen Kirche und ihrer Dienstwilligkeit an. – Seid einig, ihr Eheleute, denn der Herr sendet seiner Jünger zwei, zankt nicht auf dem Wege und streitet nicht, wer der größere sei, wer die größere Aufgabe

Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Dienet! Werbet! Betet!. Ernst Stoer’s Buchhandlung, Schweinfurt ca. 1917, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Dienet_Werbet_Betet.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)