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Kreisen von ganzem Herzen dankbar, welche mit mir durch diese lange Zeit hindurch gearbeitet haben, meinen Helfern und Genossen in der Arbeit. Ich habe es wohl merken können, daß meine Weise ihnen oft eine neue Weise war, aber sie haben die Unvollkommenheit des Wollens mit der Ehrlichkeit entschuldigt und haben mich nicht zu einem Löhaner geprägt. Dabei werde ich nie aufhören, zu den Großen im Reiche Gottes, zu den Männern, die alles um ihres Heilandes willen lassen konnten, den Mann zu zählen, der für mein Leben und seine Führung so viel bedeutet hat, und der es in der Ewigkeit nicht bereuen wolle, daß ein anderer sein Werk, so gut wie er es meinte zu verstehen, fortgesetzt hat. Neuendettelsau würde ein großes Stück preisgeben, wenn es nicht den berechtigten Forderungen der einzelnen Persönlichkeit weiter Rechnung trüge, und vielleicht darf ich’s sagen, das war Löhe nach mein armes aber ehrliches Bestreben, wo ich den Ansatz zu innerer Selbständigkeit fand, sie zu pflegen. Nicht daß wir seien Herren eures Glaubens, sondern Gehilfen eurer Freude. Ich habe manche Seele lange ihre eigenen Wege gehen lassen, aber aus den Augen habe ich kaum eine ganz verloren. Ich habe es neidlos tragen können, glaube ich, wenn Seelen sich einem anderen Einfluß mehr erschlossen als dem meinen und habe nur darauf gesehen, daß es im Rahmen der Ordnung und der Zucht geschah. Heimlichkeiten, die vor dem berufenen Diener Christi sich verbergen, habe ich, nicht um meinetwillen – und je älter ich wurde, desto weniger – aber um der Sache willen zu erdrücken gesucht, weil ich nicht wollte, daß in einem Haus ein anderer Wille sich geltend mache als der Wille der Zucht. Und wenn ich späterhin noch meinen Dank für alles, was Neuendettelsau geworden ist, was ich durch Neuendettelsau, aber auch nur durch Gottes Gnade am hiesigen Ort geworden bin, abstatten darf, so soll es immer in der Form der Lauterkeit und der Wahrheit gegen den Mann, gegen die Männer geschehen, die nach mir das teure Amt am hiesigen Ort führen. Wenn sich Diener des Wortes nicht ins Auge sehen können, ohne zu zucken, so ist eigentlich das Geheimnis der Kraft zerstört. Wenn in manchen strengkonfessionellen Kreisen solch ein Mißbrauch, wenn in den gemeinschaftsangehauchten Kreisen solch eine Mißachtung des Geistes und des Gottes der Ordnung statt hat, so soll es in Neuendettelsau die Ordnung bleiben, die es groß macht. Wahrlich, wenn ich weiter hin sehe, so möchte ich die Zeit des seligen Löhe mit der Zeit eines ernsten Kampfes vergleichen. Ob es – man erlaube dem Epigonen, dem Nachgeborenen, der um ein Merkliches ängstlicher geworden ist – immer wohl getan war, unausgereifte und unvergorene Gedanken denen hereinzuwerfen,