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mit denen Gott meinen Lebensweg angesehen hat, daß in den letzten fünf Jahren fast gar keine Austritte vorkamen. Ich glaube nicht, daß es die Macht der Gewohnheit war, die so viele bei uns bewahrte, oder daß wir in unseren Forderungen milder und beschränkt geworden wären, aber ich glaube, daß ein größerer Ernst in manchen Reihen spürbar war. Ich verkenne es auch nicht – und man kann so ruhig darüber sprechen, weil es ja Gottes Gnade und Gabe ist und war, – daß manches hintan gehalten und unterdrückt wurde, was, wenn es Spielraum gehabt hätte, stark genug gewesen wäre, in diesem Hause Zerstörung zu wirken. Ich weiß nicht, ob nicht allerlei Elemente sich herauswagen werden, unter denen man mehr geseufzt hat, als sie ahnen und wissen, aber den Einzusegnenden rufe ich zu: Schauet wohl hin, wer weg geht. Wenn es solche sind, von denen ihr Zeit eures Lebens den Eindruck hattet, daß sie den Herrn Jesum im Herzen trugen, dann ist im Hause ein großes Weh eingetreten und dann muß man freilich um die Zukunft des Hauses recht besorgt sein; aber wenn andere Elemente gehen, soll man nicht klagen, sondern sich freuen und den Rückgang der Zahl für einen Gewinn erachten.

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 Und zum zweiten laßt uns auch die Quantitätsbegriffe recht meiden. Es ist viel gebaut, gearbeitet, gegründet, versucht, angefangen worden in diesen letzten Jahrzehnten. Aber das ist wahrhaftig nicht die Hauptsache, das sind selbstverständliche, von Gott vernotwendigte Wirklichkeiten, die eingetreten wären, auch wenn andere Leute hier gearbeitet hätten als wir. Darauf kommt es an, daß man in der Stille die Eigenheit der gottgefälligen Arbeit pflegt, und da gebe ich für die kommenden schweren Tage – ich meine schwere Tage der Kirche – die Losung für die Schwestern und für mich selber aus: Alles Schwere zuerst! Nie einer schweren Sache ausweichen, weil sie so grau herein in unser Leben ragt, sondern das Schwere zuerst! Es muß ja doch durchlitten und durchstritten sein und indem wir ihm entgegengehen, gewinnen wir es ihm ab. Wir wollen also nicht auf allerlei sehen, was wir noch tun möchten, auf allerlei Großes, sondern auf unsere Pflicht, und unsere Pflicht heißt: Behaltet das Wort Seiner Geduld, das Wort, das so lange mit uns Geduld getragen hat, und das Wort, das so viel Geduld von uns verlangt. Indem wir diesen Zahlen und Quantitätsbegriff wegtun, werfen wir auch die Jahrtausende, welche uns von der einen Gottesoffenbarung trennen, die geschehen ist, und kaum mehr von der anderen scheiden, die bald eintreten wird, von der Gottesoffenbarung, da Er selber, der erhöhte Heiland Seine Gemeinde ausreifen und ausgestalten wird, weit weg, und bitten den Herrn, daß Er uns zu sich ziehe, und daß Er uns alle die