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die von einem Gedanken ausgehen, in den Gehorsam des Kreuzes Christi. Stellt euch ganz unter den Ernst seines heilsamen Wortes und seiner heiligenden, läuternden Liebe. Schließt euch ganz an den an, der da die Echtheit des Jüngers in der Wahrheit heiligt. Dann werden am Ende des nächsten Geschichtsverlaufs, vor dem all die kirchlichen Gebilde wie Asche zerfallen werden, die Diakonissenhäuser Bergungsorte werden, stille Ansätze zu einem ernsten Heiligungsleben und werden auch Gegenstücke, Gegenbilder auf männlicher Seite heraufbringen, nicht zwar all diese Brüderhäuser, die eine ganz andere Reform brauchen, nicht zwar dieses eigentümliche Konglomerat, Zusammenschließung von Weltlichem und Geistlichem, wie es jetzt die Brüderhäuser darstellen, sondern den Ernst des Zusammenschlusses von Familienhäuptern, von Familiengestaltungen, die ganz dem Worte Gottes gemäß leben wollen. Es wird eine Zeit kommen, da man gegründete Aufgaben, Gebautes allein lassen, Errichtetes hingeben und zwar in die Hand derer geben muß, gegen die man es erbaut hat. So spricht der Herr zu Seinem Propheten: Was ich gepflanzt habe, das reute ich aus und was ich gebaut habe, das werfe ich weg samt diesem meinem ganzen Land und du begehrst dir große Dinge, siehe zu, begehre sie nicht. Aber deine Seele will ich dir zur Beute geben, an welchen Ort du ziehst. Das ist ja schließlich die Hauptsache, auf die ein armer Mensch sein Letztes und sein Liebstes wagt: Deine Seele will ich, dir zur Beute geben, an welchen Ort du ziehst. Haben wir den Mut, auf alles zu verzichten, ist es uns ein rechter Ernst, in die Enge des Krankenzimmers verbannt zu werden, vermögen wir es, von uns als von Toten und Abgeschiedenen reden zu hören, werden wir es tragen, wenn wir nicht einmal mehr Mitläufer bei einer Bewegung sein dürfen, geschweige denn, daß wir tonangebend bei ihr sind? Zwar bei den Menschen ist es unmöglich, aber alle Dinge sind dem möglich, der da glaubt. So wie der Herr die Kirche gestaltet, so ist es recht, und so wie Er führt, so sei es allewege gut. Wir wollen keinen Gerichtstag beschleunigen, nicht einmal ihn heraufbeten, wir wollen auf den Dämmen stehen bleiben und sie ausbessern, wo es nur geht. Wir wollen glauben, daß auch die Dämme, so arm sie sind, ihr Recht haben und daß, was wir ihnen tun, endlich und letztlich doch einer großen Sache geschieht. Aber wir wollen wohl auch darauf unser Augenmerk richten, daß über ein Kleines die Dämme fallen, und daß dann nur der den Strom teilt, der von Jugend auf gewohnt war zu rufen: Herr, hilf mir. Es ist – und damit gehen wir zum Schluß – dieser ganzen Unterweisung Erstes und Letztes, daß wir einander zurufen: Seele, du bist