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5. Stunde.
Lied 450, 1. 2. 8. Psalm 25, 14–22.


Gebet: O Herr Jesu Christe, der Du bist das ewige Licht aller der Deinen und sie also im Lichte wandeln heißest, daß sie der Finsternis der Sünde und aller Nacht des Verderbens entrinnen mögen, verleihe uns gnädig, daß wir nach der Mühe und Angst dieser Zeit bei Dir den ewigen Frieden vollkommen empfangen mögen um Deiner Treue und Erbarmung willen. Amen!









 Die beiden letzten Gedanken, an die ich anknüpfe, sind die mittelbare Seelenpflege, die an den Schwestern, und die mittelbare Seelenpflege, die von den Schwestern geübt werden müssen. In beiden Momenten erblicke ich die Hauptsorge der Zukunft, damit nicht diejenigen Recht behalten oder Recht gewinnen sollen, welche behaupten, daß in unserm Kreise eine Ueberspannung der Seelsorge stattfinde – wie es der Diakonieverein und seine gesinnungsverwandten Veranstaltungen meinen, während andrerseits uns eine Unterwertung der Seelsorge vorgeworfen wird, wie es die Diakonissenhäuser für entschiedenes Christentum tun, deren wir jetzt drei unter diesem Titel und drei andere in dieser Weise in Deutschland besitzen. Nein, eine unmittelbare Seelsorge, eine – ich möchte sagen – ins einzelne gehende, die Persönlichkeit vernötigende Seelsorge zu üben, ist nicht evangelisch. Das ist etwas von dem Gewissenszwang und Gewissensdrang, der jener Kirche angehört, die – ich will gern einmal sagen – zur Ehre Gottes die Knechtung der von Jesu gefreiten Persönlichkeit für ihren Lebenszweck hält, welche alle Selbständigkeit der Einzelentwicklung von dem Gegebenen zu dem ewigen Ziele hin für fehlsam, ja für verhängnisvoll erachtet, wenn sie nicht auf ihre Weise, auf die durch ihre Erfahrung gekennzeichnete Art erfolgt ist. Dieses einseitige Moment von Seelsorge an den jungen Schwestern würde mit Recht auf der andern Seite den Vorwurf auslösen, den man uns jetzt so oft macht, daß in den Diakonissenhäusern