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Dort bei Lukas am 12., im 49. Vers, sagt unser Herr: Ein Feuer auf Erden zu werfen bin ich gekommen, und was wollte ich lieber, denn es brennte schon.

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 Daß unter Ihnen die Bewahrung der Tatsache als das Größte erkannt und erfaßt werde und wäre, als eine Dankespflicht ohnegleichen und ohne Ende, das einfache Wort im Herzen zu behalten: Christus ist gekommen!, nachdem er Ihnen Perlen aus seiner Krone und aus seinem Malschatz geschenkt hat! Wäre es nicht übel getan und schlecht gelohnt, wenn Sie Ihm aus seiner königlichen Majestät und deren Krone auch nur die kleinste Perle herausbrächen? Wir wissen wohl, was gegen dieses ewige Jesuswort modernerseits eingewendet worden ist. Wir sollen es verfeinern; es sei zu gröblich und zu rauh, zu eng und zu karg, es gehe von einem verdüsterten Weltbild aus und sehe in engen Grenzen und schmalen Bahnen den Verlauf einer Geschichte, die sich mitnichten in einen so knappen Rahmen drängen lasse. Und das ist das Wort, welches gekommen ist, zu suchen und selig zu machen, das Wort, das aus der Ewigkeit geboren Zeitformen, Zeitmaße und Zeitengen an sich nahm, damit es nicht einer Zeit, sondern der Zeit, nicht einer Geschichtsform, sondern aller Geschichte entspräche; das ist das Wort, welches, wenn es verfeinert, humanisiert würde, den eigentlichen Nerv und den eigentlichen Duft verlöre; den eigentlichen Nerv von Sünde und Gnade, den eigentlichen Duft der Demut, die nicht das ihre sucht. Ich darf als ein Diener der Kirche herzlich bitten und treulich vermahnen: Halten Sie über diesem verachteten und unwerten Wort, schließen Sie sich von all den Versuchungen ab, die diesem Wort die Kanten abglätten und den Ernst wegnehmen und ein sonniges Christentum darstellen in einer Zeit, wo die Sonne so trübe zur Rüste geht. Schließen Sie sich, ich bitte darum, weil ich für mein Volk bei Ihnen bitte und weil ich für meine Jugend bei Ihnen werbe, schließen Sie sich von all den Versuchen ab, die das teure Jesuswort und die treue Jesustat zurückstellen und Augenblickseinfälle und Geistreichigkeit Dem aufnötigen wollen, der reich ist an heiligem Geist. Ich brauche die Karrikaturen nicht erst zu nennen und zu kennzeichnen, aber das sage ich als meine tiefstinnere Ueberzeugung: Wenn unsere evangelischen Frauen sich schämen dessen, der sie zu solcher Höhe erhoben hat und sich des Wortes entäußern, das in ihr Leben solche Sonne und solchen Segen gebracht hat, wird die Strafe des Undankes nicht ausbleiben. Mit Humanitarismus kann man die Sünde wohl verbergen, aber nicht heilen, in Humanität kann man den Abgrund mit Blumen verdecken, aber nicht schließen, mit einem welttrunkenen Christentum kann man manche berauschen, aber niemanden in seiner letzten Not trösten. Und je gefährlicher es ist, interessant werden