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 Ein Feuer leuchtet weithin und lockt viele an. Und so selbstverständlich diese hausväterliche, diese hausfrauliche Pflicht ist, es zu entzünden, so reich ist sie in ihrer Erfüllung, denn sehe ich recht, so hat der Herr mit diesem Wort eine dreifache Bedeutung des Feuers im Auge gehabt, die belebende, die erwärmende und die verzehrende. Nach diesen drei Richtpunkten darf ich auf die weiteren Fragen, die uns bewegen, eingehen.

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 Verehrte Anwesende! Wo Feuer ist, da ist Leben. Feuer der Begeisterung, der inneren Überzeugung, feuriges Wort, feurige Tat, glühende Liebe, ernste, selbstverzehrende Opferhingabe: überall Leben! Ein totes Feuer, ein gemaltes Feuer haben keine Kraft. Aber wenn zu dem Feuer, das jeder Christ anzünden soll, die Treue das Holz herbeiträgt und die innere Liebe die Glut anfacht, so ist das belebend. Sie wollen beleben, werben, Sie möchten durch Begeisterung, wie sie aus Ihrem Leben leuchtet, andere anziehen. Aber nicht das ist Begeisterung, daß man hochtönende Programme in die Welt wirft und allerlei Versprechungen und Verheißungen gibt, welche die Ewigkeit einlösen kann, weil man von der Zeit ihrer Einlösung gar nicht spricht, sondern das ist Begeisterung, daß man der schlichtesten Einfachheit und der geringsten Alltäglichkeit sein ganzes Herz und dessen ganzen Willen gibt. So sind wir durch die Treue unserer Lehrer begeistert worden, es waren vielleicht keine flammenden Persönlichkeiten, keine hochberedten Männer, aber in der Selbstverständlichkeit der Treue, mit der sie ihrem Tagesberuf nachgingen, haben sie uns zur Nachfolge gereizt. In diesem Ernst, in guter Begeisterung für eine große und herrliche Sache, für die Schlichtheit des Frauenberufes in seiner Erweiterung auf nächste Kreise werden Sie beleben. Sie werden es mir glauben, in unserer Zeit sind so viele Persönlichkeiten, die gesucht sein wollen, die nur auf ein gutes Wort warten: komm und hilf uns, es stehen so viele müßig am Markt, weil sie niemand gedingt hat, sie wollten helfen und wußten nicht wann und wo und wie. Wenn sie aber durch Gottes Gnade auf eine Persönlichkeit stoßen, der die Begeisterung der Arbeit tief eingelebt ist, so werden sie gewonnen. Sie möchten ja, indem Sie Ihre Arbeit tun, auch größere Bildungsmöglichkeiten schaffen, wenn ich recht sehe. – Sie sagen sich, daß für die Frauen, deren Überzahl über die Männer so oft und schon über Gebühr betont wird, nicht mehr Berufe genug vorhanden seien. – Ich halte es aber für eine der fatalsten Werbungen, wenn man sagt, weil es nicht Frauenberufe genug gibt, empfehlen wir den Eintritt in Diakonissenhäuser. Wer deshalb in sie kommt, weil andere Berufe besetzt und vergeben sind, wird nie eine richtige Diakonisse werden; wenn nicht andere Voraussetzungen gegeben sind,