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weltweite Anerkennung der Verdienste anderer reich gemacht! Aus der großen Schar der Gemeindeglieder, denen das Bekenntnis zum Evangelium so teuer ward, daß sie Wert darauf legten, auch äußerlich ihm sich verbunden zu zeigen, nenne ich den edlen Grafen von Luxburg, den ritterlichen Bekenner seines Glaubens in Wort und Tat, dessen hohe Stellung durch seinen christlichen Sinn wahrhaft verklärt wurde, sodann den Arzt und Hochschullehrer von Bergmann, der seine höchste Kunst mit dem schlichten Bekenntnis zu dem wahren Arzt krönte und den Oberbibliothekar Dr. Kerler, der mit Hand und Herz seiner Gemeinde Bestes ersann und schuf. Wir glauben eine Gemeinschaft der Heiligen und wissen uns auch am heutigen Tage in ihrem Interesse und ihrer Sorge, in ihre fortgehende Teilnahme einbezogen und eingefriedigt. Denn Christi Werk reicht nicht bis an das Grab der Vergänglichkeit, sondern führt über dies Grab hinaus und rettet den vom Vergehen, der es unternahm.

 Und zu den ehrwürdigen Gestalten vergangener Tage scharen sich die Brüder, die noch mit uns auf dem Wege sind. Habe ich auch keinen Auftrag von dem um 7 Jahre älteren Arbeiterverein München, den Bruderverein heute zu grüßen, so bin ich doch weit genug durch das Kirchenwesen der bayerischen Lande gekommen, daß ich als ein Glied dieser Kirche mich berechtigt fühle und verpflichtet erkenne, sie als in der Freude der immer wieder spürbar werdenden Zusammengehörigkeit zu bezeugen und in die Festversammlung hineinzurufen: „Es grüßen Dich die Brüder!“ Diese Grüße sind nicht konventionelle Form, sondern Fürbitte, Handreichung, Werk und Tat. Du stehst nicht allein, Gemeinde Würzburg, mit Deinen Leiden und mit Deinen Fragen, Dich umgeben viele treue Fürbitten, auf Dich sehen viele segnende Augen, nicht nur prüfende und urteilende! Deine Sorge liegt Deiner Kirche an und Deine Ehre ist ihre Würde. Mit Dir beschäftigt man sich, ob Du in Ehren stehst oder ob Du leidest. Du sollst es wissen und mußt es glauben, daß es einen innerlichen Zusammenhang gibt, der in ebenen Zeiten weniger spürbar sein mag, um beim Hochgang der Ereignisse leicht erkennbar zu werden. Indem Du heute Deine Fürsorge, als wäre sie auf dies eine Werk beschränkt, dem neuesten Bau zuwendest, wie eine Mutter ihr jüngstes Kind am meisten liebt, wirst Du von einer Teilnahme, die weithin geht, getragen und unterstützt. Es soll Dir an Zuspruch nicht fehlen, an gutem Rat nicht gebrechen, es werden treue, brüderlich gesinnte Seelen Dir sich nähern, die Epistel spricht von einer Brüderschaft, die durch die Welt geht. – Wir trauern schwer unter der Zerrissenheit unserer Kirche. Aber so schwer kann sie uns nicht ausliegen, daß wir übersehen dürften, welche Kräfte brüderlichen Sinnes die Not herausruft und die Not bewahrt. Es grüßen Dich Brüder! Nimm den Gruß an! Er ist echt und treu, Du sollst es noch erfahren.




Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Festpredigt über 3. Joh. 15. Siegfried Perschmann, Würzburg 1911, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Festpredigt_%C3%BCber_3._Joh._15.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)