Seite:Hermann von Bezzel - Festpredigt und Rede gehalten bei der Einweihung des Maria-Martha-Stifts mit Altersheim.pdf/7

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 Der vorhin verlesene Text spricht von den Reben, die am Weinstock immer mehr sich nähren, damit am Tage der Ernte Reben und Weinstock sich bewähren und unser Text sagt von dem Vater der Lichter, zu dem alles Licht wieder zurückströmt. Irrlichter sinken in den Sumpf, dem sie entstammen, Truglichter werden dem Ort wieder zuströmen, dem sie entwichen, aber Gottes liebe Persönlichkeiten kehren heim zu dem, der sie gemacht hat. Gemeinde des Herrn! Wenn die Kirche nicht lehren würde: aufgefahren gen Himmel und das Evangelium nicht bezeugen würde, daß er vor seinen Jüngern zum Himmel sich erhoben hat, so müßte in der Natur des Lichtes gebunden die Gemeinde seine Himmelfahrt als logischen, innerlich organischen Prozeß in Jesu Leben behaupten und bezeugen. Alle Quellen kehren zurück, woher sie gekommen, alle Lichter kommen zu dem, von dem sie stammen. So ist der Herr Christus heimgekehrt, reicher als er vom Vater geschieden: mit erlösten Seelen, mit eroberten Welten, mit besiegten Feinden, mit errungenen Gnaden. Es ist geschehen, was Du gesagt hast. So sind die Apostel heimgezogen mit den erworbenen Pfunden. Siehe, Dein Pfund hat andere getragen und haben den Lohn der Treue empfangen und keine, keine christliche Persönlichkeit kehrt mit leeren Händen wieder heim, der eine hat das, der andere jenes gewonnen, alle aber streben heimwärts, auf daß sie dem Vater zeigen, daß sie gearbeitet haben. Teure Amtsbrüder in der hiesigen Gemeinde! Wenn eure Zeit um ist, die der Wirksamkeit und des Schaffens am hiesigen Orte, sollte es dann für euch etwas höheres geben, denn daß ihr mit ausgenützter Gelegenheit – mit erworbenen Seelen zurückkehrt? Kein anderer Erfolg gleicht dem: Siehe hier bin ich und die, die Du mir gegeben hast, kein anderer dem Sieg, als daß durch sein Wort etliche glauben werden. Teure Lehrerinnen! Der Beifall eurer Schülerinnen, ihr Lob, ihre Liebe, ihre Anhänglichkeit sind entschwindende Größen, der Wandel zu schnell; aber nicht entfällt, was man mit heißem Gebet erobert hat. Gott verleihe euch aus Gnaden, daß ihr nicht mit leeren Händen und beschwertem Gewissen heimkehrt. Liebe Schülerinnen, wenn ihr in eurem schönen Lindau hinüberseht zu den Bergen, hinüber über den herrlichen See, dann hebt eure Augen weiter zu den Bergen, von welchen allein Hilfe kommt, aufwärts zur Heimat und gedenkt bei des Sees Wellen des Friedens, den Er verheißen hat, der Treue wie „des Meeres Wogen“. Indem ihr das Heimweh im Herzen bewahrt, heiligt ihr euch, gleich wie er heilig ist, denn ein jeder, der solche Hoffnung trägt, reinigt sich. Teure Gemeinde! In dem Einen wollen wir eins bleiben, so verschieden unsere Wege sind auf dem einen fröhlichen Heimweg, Jerusalem, du hochgebaute Stadt, wollt’ Gott, ich wär in Dir. Daß wir uns nicht auf Illusionen freuen, nicht an hohe Ideale denken, sondern daß wir uns auf Gott in Jesu Christo freuen dürfen, das sind einigende heiligende Gedanken. Mit dem Halleluja dessen, was er an uns getan hat, haben wir begonnen. Ich freue mich des Herrn und meine Seele ist freudig und fröhlich in meinem Gott. Das Halleluja ist die Kraft unseres Lebens; soviel lebt der Mensch, als er sich freut, ich will den Herrn allezeit preisen, sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Das letzte aber, wenn alles vergangen sein wird, bleibt die Freude und der Freude Gesang, für den er uns das Recht und der Freude Wahrheit gegönnt hat, zu dem hin, der die Freude zur Wirklichkeit unseres Lebens einst machen will. Gott sei Dank, daß allen irdischen treuen Gemeinden ein Kantate als ein himmlisches und ewiges folgt. Gott sei Dank, er hat uns ein neues Lied verheißen. Herr, tue unsere Lippen auf, daß unser Mund einst ewig Deinen Ruhm verkünde.

Amen.