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Wasser und Wellen, doch zum Frieden gehe und stärkt den Menschen an der Wende der Tage, in der Kraft des Gedächtnisses und in Treue des Danks die Persönlichkeiten zu halten, die ihm Leben aus Gott vorgelebt und nahegebracht haben. Denn nur am Leben erwacht und stärkt sich das Leben. Theorie ist es Lebensbilder zu betrachten, ihnen nachzufolgen ist praktisches Christentum. Geschichte treiben heißt Geschehenes in die Gegenwart übersetzen und mit dem Ertrag die Zukunft bauen. Geschichtlich denken ist die einzige Kraft gegen den seichten Optimismus, der die Gegenwart genießt und gegen den dumpfen Pessimismus, der die Zukunft versäumt und verliert.

 Lassen Sie mich, verehrte Anwesende, nun einige Bilder, wie sie meiner Betrachtung sich darboten, Ihnen geben. Jede mag dann in dem weiten Rahmen Züge von Menschen einzeichnen, die ihrer Seele von großem Gewinn waren. Namen, die im Himmel angeschrieben sind, mögen auf Erden erbleichen, wenn nur ein und der andre Zug an das Bleibende gemahnt.

 Wie gerne würde ich in dieser Abendstunde bei den frommen, sinnigen Frauengestalten verweilen, die einst durch Nürnberg gegangen sind, bei dem frommen Schwesternpaare Margarete und Christine Ebner, der Nonne von Maria Medingens und Freundin Suso’s und Taulers, der Äbtissin des Klosters Engelthal, möchte mich mit ihnen in den Brieswechsel des geheimnisvollen Wanderpredigers Heinrich von Nördlingen mit Margarete versenken, dessen Grundton der echt evangelische ist: „ich habe es gewagt aus Christum und auf alle, die ihm angehören“, oder an Agnes Frey, Dürers Gattin, und an Kunigunde Harscherin, die echte evangelische Bürgersfrau, Sie erinnern! Wir denken an die Briefe des Stadtpfarrers bei St. Lorenz Schöner (1809), die er mit der Stuttgarter Pfarrfrau Maria Dann gewechselt hat, um sie und sich in schwerem Leid zu trösten. Die Dichterin Maria Klara Silberrad soll nicht vergessen werden noch die beiden Schwestern Maria und Helene von Meyer, die Enkelinnen des bekannten Bibelforschers und Mystikers Friedrich von Meyer, Töchter einer aus Nürnberger Patriziate stammenden trefflichen Mutter, von dem damaligen Katecheten Bauer beeinflußt, hier ein Werk der Liebe gründeten und

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Hermann von Bezzel: Frauengestalten aus der Landeskirche. Verlag der Buchhandlung des Vereins für innere Mission, Nürnberg 1912, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Frauengestalten_aus_der_Landeskirche.pdf/5&oldid=- (Version vom 8.9.2016)