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Erde mit dem wundersamen Vielerlei, sondern auch die Geisteswelt mit reicher bunter Malerei schmückt. – Mit diesem göttlichen Wort, das zum Frieden führt und mitten in die berückenden und verwirrenden Fragen des Daseins ein klärendes reinigendes Licht fallen läßt, will die Innere Mission dem Volke dienen, das, einmal vom Worte erlöst und erfaßt, nur von diesem Worte, nicht von Kraut und Pflaster und allerlei Geheimmitteln und neuen Dingen, geheilt werden kann. Es bleibt eine besondere Gabe, ein Charisma der Innern Mission, auf allerlei Weise dieses Wort anzudienen, ob sie neben den geordneten Gottesdiensten in außerordentlichen Darbietungen von Bibelstunden, abendlichen Verkündigungen, Straßenpredigt, Waldfesten, in freierer Weise dem kirchlichen Amte sich zur Verfügung stellt oder ob sie durch Verteilung gesunder, nicht tendenziöser Literatur, von Predigten, nüchternen, lebenswahren Traktaten an die von dem geordneten Kirchenwesen nimmer erreichte, ihm nimmer erreichbaren Menge herantritt, ob sie in trefflichem und gesundem Bildwerk, in Farbe und Ton, in guten Volkskonzerten und schönen Ausstellungen bescheidener Art Jesum vor Augen malt und seine Ehre verkündet, der, wie Döderlein so fein sagt, nicht allenthalben genannt, aber überall bekannt werden will.

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 Wenn man dagegen einhält, daß die Innere Mission dem geistlichen Amte, dessen richtige Einschätzung mir wahrlich am Herzen liegt, abbreche, so möchte erwidert werden, es sei in unsern Tagen, in denen es sich um Sein oder Nichtsein des Christenstandes unsers Volk handelt, jede Hilfe zu begrüßen, die aus der Verpflichtetheit des allgemeinen Priestertums der Gläubigen und dem Bewußtsein davon sich ergibt. – Man kann gegenüber gewissen Versuchen auf Verkirchlichung der sogenannten freien Liebestätigkeit nicht ernstlich genug ihre völlige Freiheit, so weit sie vor Gottes Geist besteht, betonen und darf nicht vergessen, daß es nicht sowohl darauf ankommt, in dem Organismus der rechtlich verfaßten Kirche eingegliedert zu sein, die an manchem schweren Ballaste sich müde trägt, als der heiligen christlichen Kirche, der communio sanctorum innerlich anzugehören. So lange die Mission dieser übergreifenden geistgeweckten und geistbefohlenen Kirche, die weit über Landes- und Konfessionsgrenzen hinüberragt, sich zu Diensten stellt, wird sie dem geistlichen Amte nur fördersam sein. Außerordentliches ist so wenig Unordnung, daß vielmehr sein prinzipieller Ausschluß die Ordnung erstarren lassen

Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Grund, Kraft und Ziel der Inneren Mission. Buchhandlung der Diakonissenanstalt Neuendettelsau, Neuendettelsau ca. 1914, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Grund,_Kraft_und_Ziel_der_Inneren_Mission.pdf/17&oldid=- (Version vom 24.10.2016)