Seite:Hermann von Bezzel - Ich glaube an die Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben.pdf/10

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hast so viele Rätsel meines Sündenlebens gestellt. Warum hast Du mir das getan? Warum hast Du mir jenes genommen und dieses mir gelassen? Das Liebste mir so bald entrissen und das Schwerste mir so lange beschieden? Warum hast Du mich Wünsche äußern lassen und hast sie erfüllt, um mich bald und jählings aus der Erfüllung zu reißen? Warum ließest Du es zu, daß ich mit allen Fasern mich an einen Menschen band, da Du doch die Bande jählings zerrissest? In mein Leben sind 1000 Rätsel gegeben oder von mir selber geschaffen. Mein Gott, ich brauche die Ewigkeit, um zu lernen. Und im Leben meiner Mitmenschen, der Gemeinden, denen ich einst zu dienen hatte, der Kirche, in der ich arbeite, der Welt, in der ich wirke, ist eine solche Fülle von Rätseln. Mein Gott, die 21/2 Jahre der Kriegführung sind ein beständiges Rätsel für mich – denn der Krieg begann längst vor dem Kriege. Die ganze Weltgeschichte erscheint mir wie ein grausiges und krauses Gewirr von Gold-, Silber- und schlechten Wollfäden, die einander durchqueren und einander stören. Willst Du mir nicht zeigen, was Du mit diesem Gewirre vorhast? Denn ich möchte lernen, lernen, daß mir nicht das Herz darüber bricht und mein Leben darüber vergeht, sondern lernen, damit ich diene.

 Ich brauche die Ewigkeit, damit sich vielen Menschen, bei denen ich’s auf Erden an der Liebe, an der Fürbitte, an der Teilnahme, am Mitleid fehlen ließ, etwas erstatte. Wie viele Menschen haben zu mir im Laufe meines Lebens gesagt: Bete für mich! Und ich habe es versprochen und mich dann nach Wochen erinnert, daß ich es nicht tat. Sie sind im Glauben an meine Fürbitte hingezogen und ich habe sie ihnen verweigert. Wie viele Menschen sind mir doch begegnet auf meinem Lebenswege, leicht zu tragende und schwer zu nehmende, liebgewordene und niegeliebte; was hätte ich all den Menschen sein sollen und auch sein können, wenn ich mehr Liebe gehabt hätte! Ich brauche die Ewigkeit, damit ich von Haus zu Haus, von Herz zu Herz gehe und sage: Vergebt und, wenn es möglich ist, nehmt jetzt an, was ich einst euch entzog und verkürzte!

 Ich brauche die Ewigkeit, um den Teueren zu danken, die mich meinen Jesum haben finden lehren und lassen; den