Seite:Hermann von Bezzel - Ich glaube an die Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben.pdf/7

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kann? Soll die Seele, die doch wirken möchte, in der Welt der Vollendung tatenlos in einer stillen, traumlosen Ruhe warten und ewig warten müssen, weil ihr der Leib gebricht? Das sei ferne. Der Gott, der der Seele hier auf Erden den Leib gönnte, den sie brauchte, und dem Leibe die Seele zuwies und zuordnete, die ihm gemäß ist, wird, wenn mein Leib in seine Atome zerfallen sein wird, Staub zu Staub, Erde zu Erde, Asche zu Asche – an Seinem Tage zur rechten Stunde, den Leib erwecken.

 Ist nun der Auferstehungsleib derselbe Leib, den ich jetzt trage? Ja und nein! Nein, es ist nicht der Leib der Schwachheit und der Krankheit: Der arme Blinde wird in der Heimat nimmer blind sein: „alsdann werden der Blinden Augen aufgetan und der Stummen Zunge wird lobsagen... Nein, der sterbliche Leib mit seiner Vermehrung, die die Sünde ihm aufgeprägt hat, mit seiner Dürftigkeit, seinen kleinen und großen Leiden, mit der Beschränkung, die er uns auferlegt – die Seele möchte arbeiten und der Leib ist zu müde –, das fällt weg. Nein, der Leib der Dürftigkeit und Schwachheit, ach, der Leib, der uns oft so schwer bedrückt, weil er uns hinunter in die Alltäglichkeit des Leidens zieht, der wird aufhören. Wer freilich seinen Todesleib, auf den er unendlich viel Zeit und Mühe gewendet hat, so liebt, daß er ihn auch in der Ewigkeit haben will, der soll ihn haben; er soll ihn ewiglich haben, diesen Todesleib, geschmückt und geschminkt, den betrogenen und betrügenden Leib kann er dann genug tragen in der Ewigkeit. Alle die Modetoren, die unseligen, welche für ihres Leibes Pflege, Schöne und Gestaltung den letzten Rest von Anstand und Geschmack noch opfern, die können mit dieser Karikatur eines Menschenleibes auch in der Ewigkeit weiter haushalten; das wehrt ihnen niemand.

 Wer aber unter des Leibes Bürde hier auf Erden schwer trägt: Ach, ich habe noch so viel zu arbeiten und der Leib sagt: ich kann und will nicht mehr! Ach, ich habe noch so einen großen Weg vor mir und der Leib sagt: ich vermag’s nicht mehr! Wer unter dem nahenden Alter leidet, daß seine Schaffensfreude nicht mehr zum Ausdruck kommen kann, der soll wissen: nicht derselbe Leib und doch derselbe Leib.