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das Meer hinein in die Ewigkeit sieht „Und wir fuhren höher, weiter, und unsre Gedanken rasteten bei Deinem Thron.“ Sonst aber bleibt der Mönch der Hierarch, und der in Christo wahrhaft befreite zugleich der Herr aller äußeren Verhältnisse, die er, und so weit als er sie dem kirchlichen Organismus in Dienst stellt. Luthers Heim weh bleibt uns unvergessen. Das Kind in der Schule lernt „daß er uns mit Gnaden aus diesem Jammertal zu sich nehme in den Himmel“, und wir singen: „Das hat er alles uns getan, sein groß Lieb zu zeigen an: des freu sich alle Christenheit, und dank ihm des in Ewigkeit.“ Der Glaubenstrotz, das titanenhafte Stürmen des Helden klingt zuletzt aus in das Gebet um einen seligen Abschied, in das starke, stille Heimweh, das den Mann kindlich sein, aber nie kindisch werden läßt. In die Wahl gestellt zwischen Luther und Augustin würde der Evangelische unbedenklich Luther vorziehen, aber der König der Geister heißt uns nicht wählen, sondern wahllos mit Freuden all der Kräfte uns freuen und all der Gaben dankbar uns rühmen, die Er seiner Kirche gegönnt hat. So danken weltoffene, heimatfrohe Christen für Augustins Arbeit, Mühe, Sorge und Streit, danken mit innigerem Ernst wie Kinder für ihres Vaters Güte und ihrer Mutter Trost dafür, daß ihnen Luther geschenkt und gegönnt ist. Beide haben uns ein neues Lied singen lehren; die alte römische Sprache wächst herein in die Kirchensprache und Kirchensinn; deutsche Sprache wächst heimatfroh, erdenreich, himmlisch begeistert und erfüllt aus hl. Schrift ins Herz.

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 Gott Verleihe uns allen, denen er eine so reiche Geschichte der Irrungen und der sie vergebenden Gnade gegönnt hat, daß wir, um ein letztes Wort Augustins

Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Luther und Augustin. Verlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1912, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Luther_und_Augustin.pdf/23&oldid=- (Version vom 9.10.2016)