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Braut. Lasset euch nicht durch allerlei Neuheiten und durch Weltgetriebe und Weltsorge die Stimme übertäuben, die nach der Heimat verlangt, hört auf euer tiefstes Sehnen und ruft voll Teilnahme über die Grenzen von Stadt und Land, von Erde und Zeit: Komm, Herr Jesu. Ihr betet die zweite Bitte wohl vielmals. Ist das Gebet die Kraft, welche die Ferne der Heiden zu euch heran- und die Weite der Ewigkeit zu euch und ihnen herabzwingt? – Ihr gebt für die Mission, gebt ihr jeder Gabe den Wunsch mit: Laß sie nicht leer zurückkommen. Beten und Geben sei ein Tun, verhaltene Kraft, ausgestaltete Liebe. Vergeßt nicht: was nicht fördert, hält auf, was aber aufhält, das verschlimmert die Zeit. Wenn wir nicht mit Willen nach der Heimat trachten, sondern in Erdensorgen und Erdentreiben Zeit und Kraft vergeuden, wird nicht nur unser Bürgerrecht geringwertiger, sondern das Werk der Mission gehemmt und damit Jesu Kommen verzögert. Ob unser Volk dem furchtbaren Bann, der sterbende Nationen umfängt, noch entrinnen wird, ob es ein Christophorus bleiben und in dieser Mission, Christum über Land und Meer zu tragen, erstarken wird? Edle Volksfreundschaft wäre es, sich, vor der Welt für die Welt bewahren, durch Heiligung heilen!

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 Der Herr, dem Sehnsucht und Arbeit sich zuwenden, spricht am Schlusse des im Heimweh und im Heimatsfrieden zumal geschriebenen Buches, am Schlusse auch dieser Betrachtung: Ja, Ich komme bald. Der treue und wahrhaftige Zeuge, der sich selbst das ewige, das einzige Amen nennt, schreitet machtvoll durch die Zeiten, Anfänge zu schenken, Fortschritte zu pflegen, Vollendung zu geben. Er hat das 19. Jahrhundert, das Jahrhundert der eilenden Gnade mit Gütern geschmückt, deren reichste Vereinigung wohl nie ein Jahrhundert der Kirchengeschichte so geschaut hat. Zu tiefgründiger Schrifterkenntnis, zur Erschließung seiner Reichsgeheimnisse im Werden, Wirken und Wesen gab Er praktische weltmächtige und Welt überwindende Werke der inneren und äußeren Mission, er lehrte einen Nägelsbach das Sehnen der Heidenwelt („homerische und nachhomerische Theologie“) verstehen und erklären, einen Hofmann den großen Gang des Gotteswortes in seiner Geschichte des Gottesreiches sehen und aufzeigen. Ein Thomasius hat die Lehre der Kirche liebend erforscht, ihr Leben ein Harleß bezeugt und vertieft. Und zu den Männern erleuchteten Wissens trat der Mann, in dem innere und äußere Mission Leben und Liebe verkörperten, der Mann des Heimwehs und der Held des Augenblicks

Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Predigt am Missionsfest in Nürnberg. Verlag der Buchhandlung des Vereins für innere Mission, Nürnberg 1911, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Predigt_am_Missionsfest_in_N%C3%BCrnberg.pdf/11&oldid=- (Version vom 10.9.2016)