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Zahlenverlust und in der alten Christenheit die Wage hielte, aber trotz aller Vereinigungen gegen die Mission, trotz aller Antimissionsligas, wie sie eben in Indien und China gegründet werden, halten wir dankbar daran fest, daß der heilige Geist in vielen Heidenvölkern und für sie ruft: Komm, Herr Jesu. Seine Missionstätigkeit ist oft eine unmittelbare, er weckt das Sehnen nach Erlösung, bereitet das Ackerfeld für die kommende Saat, läßt keinen Heiden aus der Welt ohne Sehnsucht scheiden. Ein Tun, ein göttliches Tun! Denn das ist göttlich, was von Gott kommt, Gott meint und zu ihm will. Geliebte Missionsfreunde, sprecht aus tiefem Herzen: Ich glaube an den heiligen Geist, der Verlangen nach Vollendung hat und hegt und weckt und pflegt, an den Missionsgeist, der Gottgesandte zu Gott bringen will, ich glaube, daß er sein Verlangen erfüllen, seine Arbeit und Vorhaben ausführen und Jesum beim Wort nehmen will, daß er sei der Erste und der Letzte, weil er der Lebendige ist. Wenn die Knospe zur Blüte drängt und die Blüte zur Frucht reift, wenn der Frühling den Herbst vordeutet, aber auch als seine Wahrheit fordert, dann glaube ich auch, daß der Gottes Geist Anfänge zum Sieg führen und den Ersehnten der Welt noch zeigen wird, der zweifelnden wie der verlangenden


2.

 Der Ruf ist auch ein bräutliches Tun. Der heilige Geist hat so verborgen, wie er selbst ist, eine Gemeinde sich bewahrt, der Christus aus persönlicher Erfahrung der Beste, Größte und Liebste geworden ist. Das Geheimnis dieser Gemeinde ist groß, sagt ein treuer Zeuge solcher Liebe. Christus hat die Gemeinde geliebt, sich erworben, ihr den Brautschatz mit pur lautrem Gold, das im Feuer bewährt und köstlich ist, gezahlt und sich mit ihr in Gericht und Gerechtigkeit verlobt (Hos. 2, 21, 22). Die Braut Jesu Christi hat es im Laufe der Jahrhunderte gelernt, stiller zu werden. War im Anfang ihrer Beziehungen zu Christo ihr Mund voll Lachens und ihre Zunge voll Rühmens und das Bild ihres Herrn und Königs der Schmach und der Schmerzen entkleidet, ganz übermenschlich und von wundersamer Herrlichkeit, weil sie seine Zukunft nahe sich dachte und die kurze Zeit der Trennung kaum mehr achtete, das „über ein Kleines“ von ihr allzuwörtlich genommen ward, so hat sie im Sonnenbrand des auf den Herrn wartenden Tages und seiner heißen Arbeit, in Kampf und Streit, im Weh der Enttäuschung und der Niederlagen, im Leid über

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Hermann von Bezzel: Predigt am Missionsfest in Nürnberg. Verlag der Buchhandlung des Vereins für innere Mission, Nürnberg 1911, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Predigt_am_Missionsfest_in_N%C3%BCrnberg.pdf/6&oldid=- (Version vom 10.9.2016)