Seite:Hermann von Bezzel - Predigt anlässlich der 11. Wander-Versammlung der bayer. Missionskonferenz.pdf/5

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etwas Seiner Würdiges geben, welcher Kurzlebige und Kurzsichtige Ihm gerecht werden? Der Goldglanz, den die Gemeinde um sein Antlitz wob, müßte nicht nur verbleichen, sondern aus Ehrlichkeit zerrissen werden, ihre Ehrenprädikate, bald aus fiebernder Erhitzung hochgegriffen, bald aus einer der früheren Erregung reuig sich schämenden Ernüchterung absichtsvoll herunter gestimmt, müßten als armselige Ungereimtheiten zurückgewiesen werden.

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 Er setzt sich auch nicht selbst in Ehre, der da nicht gekommen ist, daß Er Ihm dienen lasse, sondern daß Er diene. Jesus nimmt nie etwas von sich aus in Anspruch, Er bewahrt sich in Seiner Knechtweise, Er behält sich auch in der Verklärung bei der willentlichen Armut. Christi Art ist selbstlos, denkt nicht an sich, sieht nicht auf sich. Aber eben darum hat Ihn Gott erhöht, der Herr den Knecht, der Vater den Sohn, der Hausherr den, der in Seinem ganzen Hause treu war. Sehet ihr Christen, auf daß Mir ist gegeben, lest und forscht nach, wie in den Abschiedsreden Jesu Gabe und Rückgabe, Geschenk und Rückleistung, Kraftquelle und Kraftstrom enge an einander gestellt sind. Vergangen ist die Nacht des Alleinseins und der Schrecken der Gottesverlassenheit, dieser ernsten Mühe um Sündennot und Sündenfolge, vorüber ist die Sorge und Angst der Trennung und des Geschiedenseins. Wer da hat Gehorsam, Ernst und Willigkeit in Ihm, dem wird gegeben, daß Er die Fülle habe. Für Treue im Leben und Sterben nicht nur eine Krone, sondern der Kronen Macht: alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Ist eine Obmacht, die den Himmel der Erde erschließt, so heißt sie Erbarmen, gibt es eine Gewalt, die dem Himmel die Erde nähert, so ist es die Liebe, sollen Feinde und Feindesmacht niedergehalten und niedergerungen werden und ein Wort Himmel und Erden verneuen, so weiß es die Allmacht zu wirken. Und ihren stillen, selbstgewissen Weg dem Ziele zu geht die Gerechtigkeit und Beständigkeit. In diesen drei Größen, der schaffenden, der schenkenden und der ausgleichend vollendenden ist alle Größe beschlossen. Jesus hat die Allmächtigkeit, mit der Er Himmel und Erde, zu Rechten der Majestät thronend, erfüllt. Im Himmel prägt Er fortan Begriffe von Größe und Macht, von Hoheit und Bedeutung; nicht der Leuchtende ist groß, sondern der in der Nacht das Licht bewahrt, nicht der ist mächtig, der da herrschen will, sondern der im Dienen herrschen kann. Hoheit ist es, wenn Niedrigkeit und Armut, Dürftigkeit und Leid nicht beflecken noch zerstören, wenn der Erdenstaub den Himmelssinn nicht trübt und daß Suchen der Sünder nicht die Seele an die Sünde sich verlieren