Seite:Hermann von Bezzel - Predigt anlässlich der 11. Wander-Versammlung der bayer. Missionskonferenz.pdf/6

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läßt. Bedeutung ist es, wenn mit wenigem viel erreicht, aus dem Nichts der Welt das Große vor Gott ersteht. Weil der Herr sich auf Eines konzentriert, allen Willen Einem Ziel und Zweck zu Dienst gestellt hat, darum ist Seine Allmächtigkeit Einheitlichkeit von Sein und Seinsollen, von Inhalt und Form, von Sein und Sosein, darum gibt Seine Allmächtigkeit heilige Begriffe und rechte Worte. Und sie stärkt dazu, unter den möglichen Wegen den schwersten und unter den Lebensaufgaben die ernsteste zu wählen und zu sprechen: Dein Joch ist sanft und Deine Last ist leicht. Allmächtigkeit im Himmel durchwirkt die Erde, macht sie fruchtbar, lockert den Acker, segnet die Saat, wirkt die Ernte. Es muß unser Trost in allen Anzeichen nahender Stürme und schleichender Zersetzungen sein, daß die Hand des Leides jetzt die eines Allmächtigen ist und daß der die Weltgeschichte lenkt, an den sie einst all ihre Gottfeindschaft ausgeübt und ausgelebt hat. Allmächtigkeit, die nie in den Streit sich begab, könnte zur Verkennung der Gefahr, müßte zur Unkenntnis unserer Sorgen werden. „Aber seid getrost, Ich habe die Welt überwunden, nicht überragt.“ Aus Ohnmacht der Niederlage die Allmacht gegen sie! –

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 Liebe aber hat gebeten, wo Allmacht fordern konnte, und gelitten, wo Allmacht drohen mußte, und getan, was selbst der Allmacht zu schwer war, Liebe hat sich mit der Sünde vereinerleit, um Sünder herauszuholen, mit dem Fluch sich vermählt, um den Fluch zu bannen. Nicht Herablassung, deren Absicht wehe tut, weil sie den Nächsten als minderwertig betrachtet und die Anstrengung zu ihm hinab betont, nicht flüchtige Regung zum Leide hin, wie ein Sonnenstrahl über den trüben Tag hinlächelt, um beim Verschwinden ihn desto mehr zu verdüstern, noch auch Schwachheit, die den andern in seiner törichten Eigenart gelten läßt ohne ihn zu strafen und lieber die Güte wegwirft als sie in ihrer Größe, welche von Unrecht und Unreinem ferne ist, erscheinen und gelten zu lassen. Jesus hat die Vollkraft der Liebe, die Ihn zur Erde gesandt und Sein ganzes Leben hat opfern lassen, da Er, was getrennt war, durch Sein Leiden und Sterben versöhnte, in den Himmel erhoben. Liebe regiert fortan die erlöste Welt, in Liebe umfaßt Er alle erlösten und verneuten Gottesgedanken. Niemand hat größere Liebe, denn daß er das Leben läßt, um Leben zu retten. Die allumfassende Fürbitte aus Pflicht solcher Liebe wendet sich an alle, die ihrer sich trösten wollen, sie ist das eigentliche Trostgeheimnis der Missionstätigkeit, die ohne Stab und Anker durch Wüsten gehen und über Meere ziehen müßte, wenn sie nicht von der – Gesamtheit und Einzelleben