Seite:Hermann von Bezzel - Predigt anlässlich der 11. Wander-Versammlung der bayer. Missionskonferenz.pdf/8

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ausreifende Wirklichkeit Seiner Siege. Freilich nicht nach Zahlen und Mengen und glänzenden Namen, aber in der Wesenhaftigkeit der für Ihn Entschiedenen. – Gerechtigkeit ist sohin Synthese der Allmacht und der Liebe Jesu Christi, der ausführen kann und will und muß, was Ihm der Vater befohlen und verheißen hat, bis zu dem Tag, wo Erde und Himmel ganz sich zusammen getan haben und die Erde Ein himmlischer Gedanke geworden sein wird, Zeit und Ewigkeit Ein Gepräge haben, das Werden und das Sein sich finden. – So erfahren wir aus den Abschiedsworten Jesu das Geheimnis der Mission nach ihrem tiefsten Grund. Vom Vater in die Welt gesandt geht der Sohn durch sie in Leid und Not des Lebens. Ihre innigste Kraft ist der Gehorsam: „Ja, Vater ja, von Herzensgrund.“ Der Sohn will sich in des Vaters Willen schicken und senken, bis Er ihn ganz wollen und wirken kann. Der Lohn aber ist die Gewalt im Himmel, den Er der Erde erschlossen und auf der Erde, die so den Himmel gewonnen hat. Fortan kann nichts mehr sich Ihm entziehen, alle Kniee müssen sich beugen, der Anbetende wie der Widerstrebende, Hemmung und Aufhalt ist Förderung, Widerspruch und Leugnung muß zum Bekenntnis werden. Jesus ist Sieger, Sonne und Segen, denn Er und der Vater sind eins. Diese Gewißheit soll die Jünger stärken, über den Abschied trösten und mit der sicheren Zuversichtlichkeit erfüllen, daß sie von Dem nicht in Ohnmacht gelassen werden, Dessen Ohnmacht sie erworben und an Ihn gefesselt hat. Wer dem Ärgernis in Jesu und der verachteten Torheit von Ihm Treue hält, den sollen Seine Weisheit und Herrlichkeit überreich beschämen. Geliebte, ist die Mission Jesu in Herrlichkeit vollbracht, so wird jeder Auftrag von Ihm zur Herrlichkeit führen, so unansehnlich und ungeeignet er sich anläßt.


II.

Denn statt das Weh der Verlassenen zu trösten oder gar zu teilen, gibt der Herr ihnen Arbeit, weiß Er doch, daß in der Arbeit für Ihn der beste Beweis Seiner persönlichen Bedeutung und Seiner stärkenden Nähe liegt. Er sieht unter den Betern die Zweifler und hält daran fest, daß nicht nur aus Zweiflern Beter, sondern auch Beter zu Zweiflern werden können, Er kennt die Untreue und Unbeständigkeit seiner Jünger und wagt es doch ohne weiteres ihnen zuzumuten: Geht hin! Wie wundersam ist des Erhöhten Armut, der Sich und Sein Werk von Menschen, deren Er nicht bedürfen mußte, aber will, abhängig bekennt. Was Er getan hat, sollen Menschen fortsetzen: welch rätselhafte Demütigung an der Schwelle des Thrones! Wiederum wie großartig ist