Seite:Hermann von Bezzel - Predigt beim 25jährigen Jubiläum des Vereins für innere Mission in Nürnberg.pdf/10

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Tod Lebensbedingung ist, aber bis an das Ende der Tage werden etliche ihre Zweifel und Bedenken in mutvollem Entschluß niederkämpfen und die Torheit als Weisheit preisen. –

 Eine Welt des Elends und das Elend der Welt dringt aus zerrissenen Herzen, ob sie unter Seide oder Lumpen schlafen, zu uns heran. Das Evangelium mit seinen unvertilgbaren Lebenskräften heißt dies Leben durchleiden und überwinden. Soll die Welt der Sünde, die wie ein träger schwarzer Strom durch selige Gefilde zieht, um sie zu verheeren, das letzte Wort behalten, der Tod stärker sein, als das Leben und der Feind meiner Seele sein Recht behaupten? Die Gegenwart hat Eile, die Stunde drängt, die Zeit vergeht. Evangelische Kirche, Du weißt nicht, wie reich Du bist, erwecke die Gabe, die in Dir ist, als Dich, die aus Gott geborene, Dein Heiland taufte, Dein Luther konfirmierte, erobere nicht mit äußeren Waffen, die sich gegen Dich wenden müßten, sondern mit alter Wehr und Waffe, die der geführt hat, der unter Schweiß und Tränen sie schmiedete, für Deinen Herrn. Nicht die großen Massen gilt es zu gewinnen – das ist ein Phantom frommer Träumerei – sondern die Welt in der Einzelseele und die Einzelseele in der Welt, nicht neue Wege gilt es einzuschlagen, man siegt nur auf dem Wege der Selbstverleugnung, nicht neue Werte gilt es zu prägen, durch die ein Menschenleben erkauft werden kann, sondern die alten zu brauchen, die Er darzahlte, als Er ferner dem Siege denn je, Sein königliches Haupt neigte: Es ist vollbracht. –

 Teuere Festgemeinde! In unmittelbarer Nähe dieser Kirche steht ein einsames Kreuzesbild, das einst deinen herrlichen ehrwürdigen Gottesacker von St. Johannis zierte. Wie oft bin ich unter ihm gestanden und meine Seele verlor in seinem Anblick, was sie quälte und vergaß Sorge und Kummer. Unser Glaube – ihr laßt mich nicht vergeblich bitten und laden – der Glaube, der unsere Väter froh und frei machte, der Glaube an den Sieg des alten Evangeliums hat wesenhaft die Welt überwunden, er wird sie in allen ihren Tiefen und Höhen, in all ihrem Leid und Sterben auch wirklich überwinden. Für unser Volk ein Herz, weil Sein Herz für uns