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engsten Winkel und Ecken – the outcast –, wo kaum noch die Sonne hinreicht, gepfercht werden, weil ohne Herz und Hirn die Weltstadt mit Prunk und Pracht nach drängt, die ihr Leben auf Ruinen erbaut und ihrer Kinder Leben dabei gefährdet. –

 Was tut Deutschland für die Armen, für die Not und die Entbehrung in kranken und alten Tagen, die Bismarckischen Gedanken von 1878–1891 sind ein praeconium misericordiae divinae! Das ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder vor unsren Augen! Und England stellt seine Armen, die geknechteten Völker, die fernen Heiden, deren Mut man mit Lug und Kunst entfachte, vor die Front und heißt den Mord Krieg und die Meuchelei Verteidigung. Aber durch die Wolken der Selbstbeweihräucherung klingt und tönt es: Mit dem Meinen und all den Meinen und mit meinen Freunden, den Serben und den Franzosen und den Russen zum Schutze des Kreuzes! Der im Himmel wohnt, lacht ihrer, und der Allmächtige spottet ihrer!

 Also sieht der Bund zum Schutze des Kreuzes gegen seine Feinde aus! Du hast nicht Menschen, sondern Gott gelogen, sagt der Apostel. – Denn nicht die Liebe zum Kreuz hat geeint, nicht einmal die Liebe zu Ehre und gutem Namen und das ehrenhafte Verlangen, beide zu schützen, sondern der Haß gegen den Ernst und den Erfolg der Arbeit, die Deutschland in heißem Kampfe um das Dasein tut, non licet esse vos, es muß wieder einen Markgrafen von Brandenburg und einen Herzog von Wittelsbach und einen Herzog von Teck geben, und Deutschland hört auf zu sein. Seine Kolonien fallen England zu, seine Fabriken arbeiten für England, seine Intelligenz, Kraft, Phantasie, Treue, Ernstlichkeit – alles made in Germany hat sich in den Dienst Englands zu stellen. Dann hebt das tausendjährige Friedensreich an, das von der Lüge gegründet und durch diese erhalten ist, bis der Vater der Lüge dieser Neugründung überdrüssig geworden sein wird, denn er ist ein „unruhiger und melancholischer Geist“.

 Jüngsthin hat der Bischof von London, der von der Front zurückgekehrt ist, um Wahrheit gebeten. Was

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Hermann von Bezzel: Unsere Feinde. , Ansbach ca. 1915, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Unsere_Feinde.pdf/9&oldid=- (Version vom 10.9.2016)