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an jenem Maitag 1507, ob der Eintritt ins Kloster nicht gottwidrig gewesen sei, ist ihm lange nachgegangen. Und den herrlichsten Dank hat er dem Vater erstattet, als er ihm den Trostbrief schrieb (15. Februar 1530). „Es ist ja dieses Leben nichts anderes als ein rechtes Jammertal, drinn man je länger je mehr Sünde und Unglück sieht und erfährt und ist des kein Aufhören noch Abnehmen da, bis man uns mit der Schaufel nachschlägt, da muß es doch aufhören und uns zufrieden in der Ruhe Christi schlafen lassen...., sintemal der Abschied von diesem Leben vor Gott viel geringer ist, denn ich von Mansfeld hieher von euch oder ihr von Wittenberg gen Mansfeld von mir zöget. Das ist gewißlich wahr, es ist nur um ein Stündlein Schlafs zu tun, so wirds anders werden.“ Die liebe Mutter aber ward von dem Sohne reichlich in dem bekannten Brief (vom 20. Mai 1531) aufgerichtet. „Lieber Tod, liebe Sünde, wie lebst du und schreckst mich? Kennst du nicht einen, der von dir sagt: Ich habe die Welt überwunden. Mir gebührt nicht, die Schrecken anzunehmen, sondern die Trostworte meines Heilands. Das ist der Siegmann, der rechte Held, der mir hiermit seinen Sieg gibt und zueignet. Bei dem bleibe ich, des Wortes und Trostes halte ich mich, darauf bleibe ich hier oder fahre dorthin, er lügt mir nicht... Es bitten für euch alle eure Kinder und meine Käthe. Etliche weinen, etliche essen und sagen: Die Großmutter ist sehr krank. Gottes Gnade sei mit uns allen. Amen. Euer lieber Sohn.“

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 Es hat aber der liebe Sohn sein Haus bauen dürfen, als ein durch Gott selbst von Gelübde und Ehelosigkeit Losgesprochener, nicht der eidbrüchige Mönch, sondern als der Evangelist von Wittenberg, der „die Ehe frei haben will, wie sie Gott geordnet und gestiftet hat und sein Werk nicht zerreißen noch hindern will“ (Schmalk. Artikel). Von den Feinden verspottet – Erasmus höhnt über eine Tragödie, die in die Komödie ausgeht – von den Freunden getadelt und nicht verstanden hat der Reformator die Ehe gewagt, sich ihren Ernst und die heilige Hochschule des Kreuzes nicht verhehlt, die Eigenart weiblichen Wesens nicht unterschätzt, aber 21 Jahre lang durch gute und böse Tage der Treue seiner Ehefrau sich getröstet, ihren Sorgengeist mit Humor getadelt („der Selbstmartyrin zu Wittenberg, der heiligen sorgfältigen Frauen – seit der Zeit ihr für uns gesorgt habt, wollt uns das Feuer verzehrt haben hart an meiner Stubentür; gestern, ohne Zweifel aus Kraft eurer Sorge hat uns schier ein Stein auf den Kopf