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ausgeworfner, abgeworfner Mensch“ (zu Psalm 55, 23), nimmt Gott beim Wort, Christum bei der dargebotenen Rechten, hält sich an den Unsichtbaren, als sähe er ihn und hält das Unsichtbare in die Erscheinung hinein, hofft wider Hoffen und ist so eng „mit dem Geglaubten verbunden, daß auch keine Luft zwischen beide käme“. „Bist du aber noch schwach gläubig, so sprich: ich wollte ja gerne stärker glauben, weiß auch wohl, daß solches wahr und zu glauben ist. Ob ichs nun nicht genug kann glauben, so solls doch Wahrheit sein“. Dieser Glaube und damit führt Luther wahrlich keinen neuen Gedanken ein – der Christum hält wie der Ring den Stein, spricht frei von Sünden, ledig von Angst und Furcht des Todes und dessen peinvoller Knechtschaft (Hebr. 2, 15) und los von dem Gericht der ewigen Gottesferne, er erklärt und verkündet den Todverfallenen als Lebenshelden und den Verworfenen als Begnadeten, er rechtfertigt. „Davon kann man nichts weichen und nachgeben, es falle Himmel und Erde und was nicht bleiben will. Des müssen wir gar gewiß sein, sonst ist alles verloren“. Ja, der Herr Christus ist „ein guter Kaufmann und gnädiger Händler, der uns Leben um Tod, Gerechtigkeit um Sünde verkauft“ (1534). „Ohne unsere Gerechtigkeit können wir selig werden, aber ohne Christus nie im Frieden sein“. So gehört ihm Christus und Glaube, Glaube und Leben zusammen, daß er die ganze Lebenskunst in das kurze Wort legt: „Glaube an den Herrn Jesum, brich den Hals und stirb selig.“

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 Das Wort Gottes, schlicht und arm, unansehnlich und vielgeplagt, nach seiner äußeren Darbietung dem menschlichen Urteil gerne sich unterstellend, soll darum nie „vergeblich ohne Uebung stehen bleiben“. Darum entzieht Gott oft den Trost aus Erfahrung, daß der Trost aus den Schriften Raum finde und zu tun an uns habe, (an Laurentius Zech, Kanzler von Magdeburg), wiewohl „wir die heilsamen Sprüche, die man auf seinen Knien von Jerusalem nach Rom holen sollte, dieweil wir ihr so viel haben, und sie so in stetem Gebrauch und gemein sind, nicht achten“ (30. Juli 1530). – Der Glaube, der da hurtig, fröhlich und trotzig gegen Gott und alle Kreatur macht, soll durchs Gebet gestärkt werden, sonderlich durchs heilige Vater Unser, das „zweifellos der größte Märtyrer ist und doch ist auf Erden kein edleres Gebet zu finden,“ wie es denn Luther täglich, aber in zwei Teilen betete, und soll das Amen bei solchem und andrem Gebet stark gemacht werden. Dazu soll der Glaube ans Wort durch eben dieses Wort und seine heilsam