Seite:Hermann von Bezzel - Warum und wozu brauchen wir ein Ewiges Leben.pdf/10

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Ihr führt ins Leben uns hinein,
Ihr laßt uns arm und schuldvoll werden,
Dann überlaßt ihr uns der Pein!“ –

 Ist es wirklich so?

 Und du, Mann der Pflichten! Als du dein Amt antratest, schienen dir seine Obliegenheiten leicht zu lösen und annehmlich zu erfüllen. Je ernster du aber die Einzelheiten ins Auge faßtest, je schärfer du es mit deinen Pflichten nahmst, desto mehr traten aus allen Verborgenheiten und Verließen, aus allen Bezogenheiten mit der Außenwelt und allen Verbindungen mit deinem Innenleben ungeglaubte und ungeahnte neue Aufgaben an dich heran, und du kannst sie nimmer lösen. Siehe, diese Aufgaben weisen über sich hinaus, deuten über ein kurzes Leben hinüber, fordern mit gebieterischem Ernste, so wahr ein Gott lebt, der die Aufgaben gestellt hat, damit sie nicht ungelöst darnieder liegen, eine Zeitform des Gewordenseins, da man auch den schwersten Aufgaben gerecht wird.

 Es müßte denn sein – und wir werden es wohl inne werden, daß mit dem Glauben an ein ewiges Leben der Glaube an einen lebendigen Gott unlösbar verbunden ist – es müßte denn sein, daß ein persönlicher Gott nicht existiert, sondern irgend eine Gestalt oder Gewalt, wir mögen sie Schicksal, Geschick, Fügung, Allkraft nennen, launisch, wahllos, ziel- und zwecklos Arbeiten ins Leben hereinstreut. – Aber sagt selbst: