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Wort: So lang der Atem in mir wallt, so lang die Hoffnung. – Soll vielleicht ein Gott mir die Hoffnung ins Herz gesenkt haben, um mich zu narren? Sollte er in mich die Sehnsucht gepflanzt haben, um ihrer zu spotten? Sollte die Menschenseele darum eine Tochter des Himmels sein, die mit Flügelschlägen über Berg und Tal hinübereilen möchte, daß sie mit gebrochenen Fittichen auf dem Boden liegen bleibt? Daß sie unter dem Hohne himmlischer Gewalten und unter dem mitleidslosen Lächeln eines harten Gottes vergehe? Ist es an dem, daß, wie H. Heine sagt, nur ein Narr auf Antwort wartet? Der Frankfurter Philosoph hat gesagt: „Nie ist die Hoffnung etwas Anderes gewesen als die größte Täuschung des Menschengeschlechtes. Wie dort in der Wüste der Wanderer eine Fata Morgana erblickt und wenn er näher hinzukommt, die freudigen Bilder in Luft und Schein und Schatten zerrinnen, so ist Hoffen und Gehofftes eitel Torheit.“ „Wahrlich,“ setzt er hinzu, „dieses Leben ist ein Geschäft, das die Kosten nicht deckt.“

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 Aber im Namen all derer, die jemals gehofft haben, und, so oft sie auch enttäuscht wurden, immer wieder hoffen, im Namen all der Tausende, denen die Hoffnung eine freundliche Geleiterin auf dem Lebenswege gewesen ist und bleibt, protestieren wir gegen diese Unterstellung, als ob Hoffnungslosigkeit Kraft, Verzweiflung Würde und Resignation wirklich des Menschen