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bekämpfen – die Zeiten der Befehdung waren für uns immer Zeiten der Befreiung. Der Krieg hat seine Ehre und erhebt alles ins Ungemeine, das gilt auch auf dem Kampffeld der Geister, – sondern indirekt durch Begünstigung der die lutherische Eigenart halten und stärken wollenden, in Wahrheit ihres Grundes und Haltes beraubenden Freiprotestanten.

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 Der Schreiber dieses Artikels hat Gelegenheit nicht gesucht, aber gehabt, mit Vertretern des Modernismus aus Laienkreisen zu sprechen und hat dem regen Eifer und dem sittlichen Ernste seine Achtung nicht versagen können, auch gerne noch, wo Gemeinsames sich spüren ließ, es auf sich wirken lassen, hat aus Frauenkreisen Zuschriften von innerer Würde und Zartheit des Empfindens für das Gute, Große und Edle der liberalen Theologie erhalten, erkennt endlich in manchen Forderungen des sog. Laienbundes, der in Bayern, innerlich längst vorbereitet und begründet, an bestimmten Vorgängen den äußeren Anlaß nahm hervorzutreten, Ansprüche an, die aus protestantischem Gesamtbewußtsein erklärt, gewürdigt, vielleicht erfüllt werden müssen. Aber das alles kann ihn nicht hindern, in der Gesinnungsgemeinschaft den Gegensatz, die Aufhebung der Glaubensgemeinschaft, der Kirche, wie sie das Bekenntnis im rechten Verstand des Jesuswortes darstellt, zu erblicken und zu bekämpfen, zu bekämpfen mit den Waffen, die hier allein würdig und wirksam sind. Gewisse Kreise der lutherischen Kirche, denen diese lediglich Zuchtanstalt ist, wollen in drängerischer Weise mit unverhohlenem Mißtrauen gegen ein allzu mildes Kirchenregiment, vor allem und fast ausschließlich ein äußeres Vorgehen. Es gehört gleichfalls zu den Bitternissen in der Kirche, von denen oft am wenigsten verstanden werden zu wollen und unterstützt zu sein, die es gewiß treu meinen und an Liebe zu den Wahrheiten der Kirche und ihrem Heile uns nahestehen. Aber vielleicht darf doch Luthers Wort dem einen und dem andern Pfarrherrn, der im heiligen, aber nicht immer heilsamen Eifer genau weiß, was geschehen müßte und hätte geschehen sollen und nicht geschehen ist, und der urteilsbeschränkten, weil nicht alle Momente gleichmäßig erfahrenden, kennenden und abzugleichen fähigen Zuhörerschaft und Leserkreise seine Meinung aufnötet, gesagt werden: „Wenn wir sehen, daß das Regiment strauchelt, sind wir bald da,

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Hermann von Bezzel: Zeitbetrachtung. A. Deichert’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Zeitbetrachtung.pdf/13&oldid=- (Version vom 10.9.2016)