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ganz befriedigen können. Der Dirigent glaubte ihre Analysierung nicht versuchen zu sollen, vielmehr seine persönliche und amtliche Stellung zur Frage wie die seiner Amtsgenossen in einem kurzen Schlußworte zum Ausdruck bringen zu dürfen, das kaum auf das Vorhergegangene eingehen, aber die Kirchennot und die einzige Rettung aus ihr zum Ausdruck bringen konnte. Möchte es nicht ganz ungesegnet verhallen, möchte aber auch der Bekennerernst der Synode, ihre Willigkeit, zum Glauben der Kirche zu stehen, und ihre Treue, die wahrlich nicht „von oben her“ beeinflußt ward, werden wollte, geschweige denn konnte, – vor Gott etwas gelten. Einer bekennenden Gemeinschaft wird der Segen nie fehlen. Männer aus dem Volke, einfache Bauersleute haben mit vornehmen Männern sich zusammengetan, um frei zu bekennen, was ihres Herzens Glauben sei. Das war nicht schlechte Schultheologie und deren erkünstelter Sieg, sondern impulsiv hervortretender, herausdrängender Herzton des Glaubens: „wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll mein Glaube ruhn?“ Nicht Lehrfragen wurden mit kühler Rube behandelt, sondern Lebensfragen in heiligem Ernste durchgekämpft.

 Am 30. September schloß die Generalsynode, der Arbeitseifer, kirchliche Bewährung, willige und fürsorgliche Wahrung kirchlicher Interessen und trotz allem erfreuliche Einmütigkeit des Geistes jetzt schon bezeugt werden kann und in späteren Zeiten nachgerühmt werden soll. „Eile und errette deine Seele“ hatte der letzte Markgraf der (jüngeren) Bayreuther Linie († 1769) in ein Fenster seines Schlosses eingeschrieben. Wie eine Antwort war die ganze Synode: ἡμεῖς ἐσμὲν πίστεως εἰς περιποίησιν ψυχῆς.

Hermann Bezzel. 


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Hermann von Bezzel: Zeitbetrachtung. A. Deichert’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Zeitbetrachtung.pdf/34&oldid=- (Version vom 10.9.2016)