Seite:Hermes 10 252.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Worte, welche sich denen der officiellen Formel nähern, und sagt daher nicht uestis sondern toga; 4) heisst in jener Zeit das Triumphalgewand – und dieses soll doch nach Nissen gemeint sein – nicht toga purpurea, sondern toga picta; endlich ist die Verleihung dieser stolzen Tracht an einen blossen Tribunicier, der sich keines andern Verdienstes um den Staat rühmen konnte, als dass er grosse Gelder eingezogen hatte, ohne zu stehlen, ein baarer Unsinn. Der ganze Satz ist also weiter nichts, als eine schlechte Uebersetzung des Plutarchischen: τὰς θέας αὐτὸν ἐν ἐσθῆτι περιπορφύρῳ θεάσασθαι, lateinisch: praetextatum ludos spectare. Freilich meint Nissen: ius praetextae datum uix opus erat commemorare, cum praetura functo sponte contingeret; aber Cato war damals eben noch nicht praetura functus, er hatte nur die Quästur und das Tribunat bekleidet, und wenn man ihm daher anticipirend die Insignien des curulischen Amtes verlieh, ehe er das Amt selbst antrat, so war dieses schon fast mehr Ehre, als er verdiente.

Ich weiss kaum, ob es der Mühe lohnt, noch mehr Pröbchen aus diesem „Classiker“ zu bieten, auch hat mich Nissen selbst zum Theile dessen überhoben, da er am Ende seiner Abhandlung einige – durchaus nicht alle – Stellen gesammelt hat, „quae ab usitato dicendi genere recedere uidentur“ d. h. zu deutsch, die sprachlich unmöglich sind oder erst in spätester Zeit Analogien finden. Wer ein ganz klein Wenig Latein versteht und nicht, wie dies Nissen gegangen sein wird, durch die Freude an dem neuen Funde völlig verblendet ist, muss nach der ersten halben Seite des Fragmentes sehen, dass dasselbe nicht mehr dem Alterthum angehören kann; liest er dann noch weiter, so findet er die reine Travestie des Plutarch, keine einzige bisher unbekannte Notiz, welche nicht auf einem Missverständniss des Originals beruhte. Mehr zur Erheiterung als zur Belehrung theile ich daher noch nur wenige Musterstücke einer trefflichen Uebersetzung und eines noch trefflicheren Stiles mit.

Plut. 40 μὴ γεγονέναι τὴν ἀποστολὴν νόμιμον ἄρχοντος παρανόμου ψηφισαμένου. An. Marb. neque fuisse secundum leges profectionem eius (statt suam) in Cyprum, cum is tribunus referret, qui auctoritatem non haberet. Wer hat je bei einem classischen Schriftsteller referre für legem rogare, auctoritas für potestas (Amtsgewalt) angewandt gefunden?

Plut. 41 γνώμην ἐποιήσαντο, κοινῇ δευτέραν ὑπατείαν

Empfohlene Zitierweise:
diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 10. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1876, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_10_252.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)