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Emil Hübner (Hrgs.): Hermes. Zeitschrift für classische Philologie
Die Familie des Germanicus

iam puerascens gestorbenen ersten Gaius, erhellt, dass das im Gebrauch bekanntlich sehr schwankende Wort infans hier im eigentlichen Sinn steht und den Tod im ersten Lebensjahr anzeigt. Ueber die Zeit der Geburt dieser beiden früh verstorbenen Kinder fehlt es an Zeugnissen; doch wird die weitere Untersuchung ergeben, dass von 764/11 an bis zum Tode des Germanicus sie nicht geboren sein können und also kein anderer Platz für sie offen bleibt als die zwischen der Geburt des Drusus und der des älteren Gaius liegende Frist 761–763. Dass es zwei Söhne waren, ergiebt sich aus den im julischen Ustrinum aufgefundenen Denksteinen C.I.L. VI 888: Ti. Caesar Germanici Caesaris f. hic crematus est und 890: … [Caes]ar [Ge]rmanici f. hic crematus est; denn nach dem, was über das Ende der fünf andern Söhne bekannt ist, kann der letztere auf keinen derselben bezogen werden. Den Namen des einen erfahren wir aus der Inschrift; der des andern ist nicht überliefert.

5. Gaius der ältere, geboren nach Sueton (Gai. 8) zu Tibur etwa ein Jahr vor seinem jüngeren gleichnamigen Bruder, also, da dieser 31. October 765/12 geboren ward, in der ersten Hälfte des J. 764. Auch sein Denkstein fand sich in dem Ustrinum C.I.L. VI 889: C. Caesar Germanici f. hic crematus est; denn der jüngere, zum Principat gelangte Bruder hätte, wie Henzen dazu mit Recht bemerkt, unmöglich bloß als Sohn seines Vaters bezeichnet werden können. Dies ist der Knabe, den Sueton (Gai. 7.8) im Gegensatz zu den beiden infantes verstorbenen Brüdern bezeichnet als verstorben iam puerascens und von dessen ungewöhnlicher Anmuth (insignis festivitas, amabilis pueritia) er berichtet: cuius effigiem habitu Cupidinis in aede Capitolinae Veneris Livia dedicavit, Augustus in cubiculo suo positam quotiens introivit, exosculabatur, was alles auf einen im zweiten Lebensjahr verstorbenen Knaben sehr wohl bezogen werden kann[1].


  1. Sueton Gai. 8: Gaetulicum refellit Plinius quasi mentitum … abusumque audentius mendacio, quod ante annum fere natus Germanico filius Tiburi fuerat appellatus et ipse C. Caesar, de cuius amabili pueritia immaturoque obitu supra diximus. Die sprachliche Verkehrtheit der Conjectur Bergks (Jahrb. des Rhein. Alt. Vereins Bd. 57 S. 43 Anm. 2) vor fuerat einzusetzen mortuus hat Froitzheim Rhein. Mus. 32 S. 343 treffend dargethan und nachgewiesen, dass es durchaus grundlos ist für die Bezeichnung puer ein Alter von mindestens 6–7 Jahren zu fordern. Aber die historische
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Emil Hübner (Hrgs.): Hermes. Zeitschrift für classische Philologie. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1878, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_13_248.jpeg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)