Seite:Hermes 35 003.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

selben immer wiederholten Clausel, an der das Brüderpaar von Alabanda kranke. Aber diese erhalten daneben doch ein warmes Lob, und dem Hegesias, an dem er hier auch die sententiae getadelt hat (226), während er die Asiaten immer nur bei der dictio erwähnt, war im Brutus trotz dem Tadel des μειρακιῶδες seiner κόμματα, zugestanden, dass er die concinnitas erreichte. So hat Cicero sich niemals zu einer runden Verurtheilung der Asianer herbeigelassen. Selbst in der Vorrede zu seiner Uebersetzung der Kranzreden, wo er principiell nur einen Stil gelten lassen will, um die Attiker auf ihrem eigenen Boden zu schlagen, stellt er neben dieses demosthenische Ideal einerseits die Gesundheit derer qui aut Attici numerantur aut dicunt Attice, andererseits die quorum vitiosa abundantia est, quales Asia multos tulit (8), er kannte also sowohl attisch, d. i. classisch, schreibende, die nicht aus Athen waren, wie auch Asianer, die nicht den Vorwurf der Ueberfülle verdienten. Es ist deutlich, dass er im Jahre 55 die asiatischen Redner nur als geographischen Begriff kannte, dass ihm dann von atticistischer Polemik die stilistische Bedeutung des Terminus nahe gebracht ward, er aber nun mit der geographischen Beschränkung nichts anfangen kann, denn er kennt Asiaten, die nicht asianisch sind, und er muss einen Sikelioten, den er nie aufgegeben hat als Musterschriftsteller zu betrachten, mit als Typus des Asianismus nennen,

Empfohlene Zitierweise:
Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff: Asianismus und Atticismus. In: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 35. Berlin: Weidmannsche Buchhandlung, 1900, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_35_003.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)