Seite:Heyd RV 13.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Muntprat folgten andere und bald war ein guter Teil des Konstanzer Patriziats mit den Huntpiss vergesellschaftet[1]. Man kann sagen, dass der Kern der grossen Gesellschaft durch zwei engverbundene Gruppen gebildet wurde, deren eine in Ravensburg, deren andere in Konstanz sass, und gerade die letztere umfasste Kaufmannshäuser, in welchen grosse Geschäftserfahrung und gründliches Vertrautsein mit fremden Handelsplätzen zu Hause war. In Spanien, wo man von dem kleineren Ravensburg weniger wusste als von dem weltberühmten Konstanz, galt die Joushompiscompagnie, wie man sie dort nannte, sogar als eine Konstanzer Gesellschaft. Von Bodenseestädten mag ausserdem das weniger bedeutende Lindau genannt werden, wo die wenigstens zeitweise dort angesiedelten Möttelin und die von Konstanz herübergezogenen Fry, dann mehrere hier begüterte Huntpiss selbst und die Neidegg, deren Stammburg bei Isny stand, die Huntpissgesellschaft repräsentierten[2].

Auch in die Schweiz hinüber erstreckten sich die Verzweigungen dieses grossen Kaufmannsvereins. Durch seine eheliche Verbindung mit Anna Mangolt von Sandegg (1495) wurde der Patrizier von Luzern alt Schultheiss Jakob von Hertenstein Inhaber einer Einlage bei der Huntpissgesellschaft; sein Name ist, wie wir sehen werden, eng verwoben mit der Geschichte des Niedergangs derselben. Ausserdem zählte die Gesellschaft unter den Bürgern von Bern zahlreiche Mitglieder[3], einige auch in Zürich[4], wo das Haus Muntprat seine Ableger hatte.

Endlich scheinen einzelne deutsche Kaufleute an solchen auswärtigen Plätzen, an denen die Huntpissgesellschaft stark


  1. Namen, die hierher gehören, findet man in den Regesten zur inneren Geschichte der Gesellschaft am Schluss des Anhangs.
  2. Primbs, der Mötteli-Handel in den Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees H. 13, S. 155 ff. Reinwald, Beiträge zur Geschichte der Geschlechter und des Bürgerthums in Lindau. Ebenda S. 176 ff.
  3. Urkunden im Anh. Nr. VIII. IX.
  4. Urk. im Anh. Nr. XVIII.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heyd: Die grosse Ravensburger Gesellschaft. J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1890, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heyd_RV_13.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)