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so, dass sie sogar an die Errichtung eines gemeinsamen Wohn- und Warenhauses (Fondaco) für ihre Nation denken konnten, welches freilich aus unbekannten Gründen doch nicht zu stande kam[1]. Unter den Kaufleuten, welche diesen Plan dem Herzog Galeazzo Maria Sforza (1472) nahe legten, war auch Jacomo Franco[2], höchst wahrscheinlich ein Fry von Konstanz, ob aber auch Vertreter oder auch nur Mitglied der Ravensburger Gesellschaft, das muss dahingestellt bleiben. Auch jenen Heinrich Fry, welcher als Faktor der Huntpiss urkundlich bezeugt ist, treffen wir wieder 1473 im Mailändischen, in Verfolgung eines treulosen Schuldners begriffen[3]. Wie es scheint, kam es häufig vor, dass die mailändischen Schuldner ihren Verpflichtungen gegen die Fremden sich zu entziehen suchten. Deshalb liessen sich Jodokus Huntpiss und seine Genossen von der grossen Compagnie im Jahr 1475 durch den Herzog Galeazzo Maria die Zusicherung erteilen, dass, wenn er je für gut fände, die ihnen gewährten Sicherheitsbriefe zurückzuziehen, ihnen von dem Tage der Kündigung ab noch ein Jahr lang gestattet sein solle, im Herzogtum zu bleiben und ihre Geldangelegenheiten ins reine zu bringen[4]. Welch grossen Wert die Gesellschaft auf den stätigen und ununterbrochenen Fortgang ihrer Verbindungen mit dem Herzogtum Mailand legte, das zeigte sich abermals im Jahr 1486, als die Graubündner über Bormio und Chiavenna in die Lombardei hereinbrachen. Da fürchtete die Gesellschaft, an deren Spitze jetzt Onofrius Huntpiss stand, sie möchte hierunter zu leiden haben, indem die Beamten


  1. Ich habe über dieses Projekt eine kurze Notiz gegeben in Quiddes Deutscher Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Jahrg. 1889. Bd. 1, S. 454–456.
  2. Er kommt wieder als Giacomo de Franco vor, indem er in Gemeinschaft mit dem Nürnberger Joh. Bräunlin Waren losbittet, welche man in Pavia sequestriert hatte. Mailänder Archivnotiz, mitgeteilt von Herrn Ghinzoni.
  3. Urk. vom 12. November 1473 im Mailänder Staatsarchiv, Abteilung Registro Missive Nr. 112, Fol. 330, mir in Abschrift mitgeteilt von Herrn Ghinzoni.
  4. Siehe die zwei Urkunden Nr. X und XI im Anhang.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heyd: Die grosse Ravensburger Gesellschaft. J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1890, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heyd_RV_18.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)