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erfolgte die Auflösung der Gesellschaft; Paul Hinderofen blieb in Mailand, aber um fortan eigene Geschäfte zu betreiben.


b) Genua.

Von Mailand aus das Meer zu erreichen, war ein Wunsch, der sich bei unternehmenden Kaufleuten von selbst verstand. Als nächster Seehafen bot sich Genua dar. Nach dieser Stadt suchte bekanntlich schon Kaiser Sigmund den Handelsverkehr der Deutschen zu lenken und zwar gerade um die Zeit, als die Huntpiss an die Spitze der Ravensburger Gesellschaft traten. Im allgemeinen folgten die süddeutschen Reichsstädte dem Impuls des Kaisers nur widerstrebend und zögernd. Williger als die andern liessen sich die Städte in Oberschwaben und um den Bodensee her dazu herbei. Ihnen war schon infolge ihrer geographischen Lage diese Verkehrsrichtung bequem und keineswegs ungewohnt. Hatte doch der schwäbische Städtebund erst im Jahr 1398 einen Gesandten nach Genua geschickt und dort den Wunsch kundgegeben, den alten Verkehr mit dieser Stadt in lebhafterer Weise wiederaufzunehmen[1]. Es ist ganz bezeichnend für die Entwicklung der Dinge, dass die ersten Schritte zur neuen Anbahnung des Verkehrs mit Genua durch einen Konstanzer Bürger[2] gethan wurden, welcher mit Beglaubigungsschreiben von seiner Vaterstadt und[WS 1] von andern Bodenseestädten nach Genua kam. Er bat den Dogen um die Erlaubnis für die deutschen Kaufleute behufs des Warenkaufs die Stadt zu besuchen, vorausgesetzt, dass sie dort hinsichtlich des Zolls und anderer Abgaben ebenso günstige Bedingungen vorfänden wie in Venedig. Der Doge stellte eine noch weit günstigere Behandlung


  1. Vergl. meine Abhandlung über den Verkehr süddeutscher Städte mit Genua während des Mittelalters in den Forschungen zur deutschen Geschichte Bd. 24 (1884), S. 213 ff., aus welcher ich hier einiges kurz wiederholen muss.
  2. „Quidam civis Contantiensis“, deutsche Reichstagsakten 7, 360, wohl nicht identisch mit dem auf S. 361 genannten Erhard Schürstab von Konstanz.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uud
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Wilhelm Heyd: Die grosse Ravensburger Gesellschaft. J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1890, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heyd_RV_23.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)