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de anno 1466) wegen seiner Geltung für alle Deutsche ausserhalb unseres speziellen Themas. Nichtsdestoweniger ist er um seines Ursprungs willen gerade für uns von hoher Wichtigkeit und deshalb im Anhang wieder abgedruckt[1]. Wer tritt da, fragen wir, als Sprecher für die deutsche Kaufmannschaft in Genua auf und zwar mit so tiefem Einblick in ihre Lage und in ihre Bedürfnisse, dass wir ihn keineswegs als Neuling auf diesem Boden betrachten können? Es ist abermals ein Konstanzer und zwar jener Heinrich Fry, der schon seit geraumer Zeit auch in Mailand Geschäfte trieb und sich dort in der herzoglichen Gunst festzusetzen gewusst hatte. In dem Vertragsdokument selbst treten seine persönlichen Verhältnisse natürlich zurück. Hier ist er eben der Enricus Franchus de Constantia, welcher namens der Deutschen unterhandelt. Dass er selbst mit verflochten ist in das kaufmännische Treiben, verrät sich bloss in einem kleinen Zuge, indem er beispielsweise anführt, wie er von genuesischen Zolleinnehmern überfordert worden sei, als er einmal zur See Alaun eingeführt habe. Aber in einer andern, leider undatierten genuesischen Urkunde gibt er sich in seiner Eigenschaft als „factor et negociorum gestor societatis Alamanorum, quae dicitur de Josumpis“ zu erkennen. Damals galt es, seiner Gesellschaft Waren wiederzuverschaffen, welche von genuesischen Piraten geraubt und nach Savona gebracht worden waren[2].

Für eine so unternehmende Handelsgesellschaft wie die Ravensburger war, verlohnte es sich wohl, in der ligurischen Seestadt einen Vertreter aufzustellen. Hier fand sie nicht bloss einen Markt, um Waren zu kaufen und abzusetzen, sondern auch einen Hafen, von welchem aus sie ihre Güter auf beliebigen Schiffen übers Meer senden, oder in welchem sie solche Güter vom Schiff aus in Empfang nehmen konnte. Neben deutschen Faktoren, welche diesen Umsatz und Transport besorgen mussten, nahm sie auch wohl Genuesen in


  1. Urk. im Anh. Nr. IV.
  2. Urk. im Anh. Nr. V.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heyd: Die grosse Ravensburger Gesellschaft. J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1890, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heyd_RV_25.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)