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Dienst, wie denn z. B. ein Lodovico Centurione als ihr „Respondent“ (Kommissionär) in Genua genannt wird[1].


c) Mittelitalien.

Wenn wir beim Fortgang unserer Untersuchungen über die Huntpissgesellschaft auf die Entdeckung stossen, dass sie auch Beziehungen zu Rom und Siena unterhielt, welches doch nie Warenmärkte von Belang waren, so wird uns das im ersten Augenblick befremden. Allein wir lernen eben dadurch die Gesellschaft nur von einer neuen Seite kennen, welche später noch weiter ans Licht treten wird. Sie machte nämlich neben dem Warenhandel auch Bank- und Wechselgeschäfte. Als die Eidgenossenschaft im Jahr 1473 den Berner Stadtschreiber Thüring Frickhardt in einer hier nicht näher zu berührenden Angelegenheit an den Papst abordnete und zu erwarten stand, dass Frickhardt in Rom Geld brauche, fand es die Stadtbehörde in Bern „unkommlich, das Geld söllichen fernen Weg zu führen“ und besorgte ihm deshalb gegen hinlängliche Sicherheit einen auf 1000 Gulden lautenden Kreditbrief bei der grossen Gesellschaft in Ravensburg; denn man konnte, wie es scheint, ohne weiteres voraussetzen, dass dieselbe mit römischen Geldgrössen in Geschäftsverbindung stehe[2]. Ebenso verkehrte die Gesellschaft mit Siena, wo bekanntlich grosse Bankiers sassen. Ulrich Fry von Konstanz hatte als „Diener (d. h. Agent, Faktor) Josen und Ital der Humpiss und ir gemainen Gesellschaft“ eine Schuldforderung gegen „Etliche von Seynis“ (Siena) und lud sie deshalb vor das päpstliche Gericht. Auf seine Bitte legten Bürgermeister und Rat von Konstanz Fürsprache bei Papst Pius II. ein, dass er dem Fry und seiner Gesellschaft zu ihrem Recht verhelfe[3].


  1. Urk. im Anh. Nr. III.
  2. Die Urkunde drückt dies so aus, Frickhardt solle das Geld erheben können bei denen, welche der Gesellschaft „daselbst (in Rom) mit Gewerben gewandt und kund sind“. Sie steht im Schweizerischen Geschichtsforscher 5, 472.
  3. Konstanzer Missivbuch vom J. 1463. Urk. datiert: Peter und Paul.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heyd: Die grosse Ravensburger Gesellschaft. J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1890, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heyd_RV_26.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)