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französischer Reisender, Pierre Loupvant, welcher im Jahr 1531 durch Ulm kam, weiss zu berichten, in ganz Europa mache man nicht so viel Barchent (futaines) wie in dieser Stadt[1], und der Spanier Pero Tafur, der 100 Jahre früher Ulm berührte, freute sich damit die Heimat der Zeuge kennen zu lernen, welche in seinem Vaterland als fustanes d’Olmo verbreitet waren[2]. Auch kleine Städte, wie Biberach[3] und Ravensburg[4] selbst legten sich auf Barchent- und Leineweberei; sie wurden nur nicht so berühmt dadurch wie Ulm. Einen grossen Ruf hatten dann wieder die linnenen Gewebe der Konstanzer[5], bekannt in Italien als tele di Costanza, in Spanien als lenceria de Constanza. Jener Zollschreiber von Barcelona, welcher mit den deutschen und savoyischen Kaufleuten zu thun hatte, verzeichnet unter den Einfuhrartikeln derselben Leinwand von Konstanz, Barchent und gebleichtes Garn aus Deutschland[6]. Leider liegt uns sein Register nicht im vollen Wortlaut vor, so dass wir bei jedem Kaufmann die Ware, die er ein- oder ausführte, und den Zoll, den er entrichtete, einzeln vermerkt fänden. In dem von Capmany gegebenen Auszug sind die Namen der Kaufleute und der Kaufmannscompagnien einerseits, die Warenkategorien andererseits je in eine Gruppe zusammengeordnet. Bei dieser Lage der Dinge ist es uns nicht möglich, den strengen Nachweis zu führen, dass gerade die Huntpissgesellschaft es war, welche bei der Ausfuhr unserer oberschwäbischen Textilwaren nach Spanien die Hauptrolle spielte. Doch vermögen wir wenigstens einen Spezialfall anzuführen, welcher zeigt, wie


  1. Bibliothèque de l’école des chartes. T. 44 (1883), p. 263.
  2. Tafur, andanças y viajes (Madr. 1874) p. 268.
  3. Jäger, Ulm S. 635 ff.
  4. Hafner, Geschichte von Ravensburg S. 134 ff. „Ravenspurger Lindwat“ auf dem Konstanzer Markt s. Zeitschrift f. d. Geschichte des Oberrheins 9, 183.
  5. Reiches Material zur Geschichte der Weberei in Konstanz gibt Mone an der eben citierten Stelle seiner Zeitschrift 9, 129–189.
  6. Capmany T. 4. Apend. p. 18; vgl. auch p. 52 folgende Importartikel: Alemañas chiamadas Sangalas, Alamañas teñidas Ilamadas Costanza (zu den Jahren 1481 und 1564).
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heyd: Die grosse Ravensburger Gesellschaft. J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1890, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heyd_RV_42.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)