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Die Richtung dieser beiden Straßen, die keinen direkten Zugang zum Markte bieten, spricht auch dafür, daß es sich hier nicht um neuangelegte Straßen, sondern um Wege (Dorfstraßen) handelt, die schon vor Vollendung der inneren Stadtanlage bestanden haben. Den Zugang aus den Vorstädten zum Markt bildeten die Steinstraße in der Linie der Reichenstraße und die Äußere Lauenstraße als Verlängerung der Inneren Lauenstraße. Diese Vorstädte, die das Gebiet innerhalb der heutigen Ringpromenaden einnahmen, wurden im Anfang des 16. Jahrhunderts durch die äußere Stadtbefestigung eingeschlossen.

Wie eben jetzt wurden wir schon vorher veranlaßt, auf die Straßenführung zu achten. Wir sahen da, daß die deutsche Stadt ziemlich regelmäßig angelegt ist. Zwei Hauptverkehrswege führen gerade hin zum Markt wo ihre Achsen nahezu im rechten Winkel aufeinanderstoßen. Ein andrer Weg, die jetzige Kornstraße, kommt in schrägem Zuge und leichter Krümmung von Nordost her an den Markt. Die in den ostdeutschen Kolonistenstädten sonst übliche Regelmäßigkeit hätte hier eigentlich eine gerade (also von Norden her) auf den Markt zulaufende Straße verlangt; dieser Führung stand aber die alte bischöfliche Stadt im Wege und es blieb nichts anderes übrig, als die notwendige Straße an der Ostgrenze der älteren Stadt hinzuleiten. Diese Grenze aber war in ihrer Biegung dem Gelände gefolgt, das also im Grunde für die Führung der Kornstraße verantwortlich ist. Und so ist es auch mit den übrigen Straßen und Gassen: ihre Krümmung erklärt sich wohl fast durchweg aus der

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Wolfgang Roch: Bautzen : Ein Wegweiser zur Schönheit der alten Stadt. Wellersche Buchhandlung, Bautzen 1914, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisches_Buch_%C3%BCber_Bautzen.pdf/28&oldid=- (Version vom 8.1.2023)