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IMPROVISATION

Die blaue Sommerluft über den Hügeln,
Der Wind mit leichtbeschwingten Flügeln,
Die Linden voll grüner Hoffnungsherzen
Des Gartens goldne Königskerzen

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Sie alle tragen Liebesschmerzen.


Die rotesten aller roten Rosen
Schauen dich mit freundlichen großen
Augen an und denken:
In dich will ich mich versenken

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„Dir, Geliebte will ich mich verschenken.“


Sogar der liebe Gott, der es so einsam hat,
Der wünscht, er sei ein Rosenblatt
Von allem Duft des Sommers satt
Und fiel’ auf deine Brust

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In Sommersonnenlust.


Sie tun mir ja leid, die Königskerzen
Und die Hoffnungsherzen
Und die roten Rosen
Und der liebe Gott in seinen großen

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Einsamen Wolkenschmerzen.


Doch in diesen Sommertagen
Will ich nimmer schmerzlich klagen
Will gar nichts von der Welt
Und nichts vom grünen Feld,

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Will nur dich zu besitzen wagen.
Empfohlene Zitierweise:
Sophie Hoechstetter: Vielleicht auch Träumen. Müller, München und Leipzig 1906, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoechstetter_Vielleicht_auch_Traeumen.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)