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GEIGENLIED

Der Tag geht still zur Neige,
Du läßt mit leisem Klingen
Aus deiner braunen Geige
Mir deine Seele singen.

5
Du spielst die alten Lieder

Vom Tode und von Schmerzen,
Sie klingen auf und nieder
Durch unser beider Herzen.

Sind sie für uns geschrieben?

10
Erklingen sie als Klagen,

Die einst uns sind geblieben
Nach sommerhellen Tagen?

Das alte, tiefbetrübte
Von Scheiden und Verlassen

15
„Kann dich, Geliebte

Nicht mehr umfassen“ –

Spiel uns ein Lied zusammen
Für heut und alle Zeiten
Und laß wie Liebesflammen

20
Aufglühen deine Saiten.


Der Tag geht still zur Neige,
Du läßt mit leisem Klingen
Aus deiner alten Geige
Mir deine Seele singen. –

Empfohlene Zitierweise:
Sophie Hoechstetter: Vielleicht auch Träumen. Müller, München und Leipzig 1906, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoechstetter_Vielleicht_auch_Traeumen.pdf/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)