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OSTERSONNABEND

Aus fernen Gründen, die noch keiner nannte,
Weil alle dort wie eine stille Welle
Im Strome des Vergessens sinken, sandte
Der Welterhalter junge Lebensquelle:

5
Nun fuhr der Tauwind brausend durch die Lande –

Am Berghang blüht die blaue Küchenschelle,
Ich zittre, weil mir jäh das Herz entbrannte
In dieses Abends keusch-verklärter Helle.

Durch klare Stille tönen stark die Glocken.

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Ja, dieser Abend ist durchbebt von Freude,

Von einer Freude, die sich wie erschrocken
Bewußt wird dieses kindersüßen Heute.
Du glühst, mein Herz? Wohl dir, du kannst frohlocken:
Dein Ostern kommt mit lenzlichem Geläute.

Empfohlene Zitierweise:
Sophie Hoechstetter: Vielleicht auch Träumen. Müller, München und Leipzig 1906, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoechstetter_Vielleicht_auch_Traeumen.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)