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Sind mein Blut

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Und sind die von mir kamen

Aus Todesschwere

     Meine Seele wollt’ ich ihnen verschenken,
     Meine Seele und dein Angedenken
     Du Freund –

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     Dein Gepräge und meines sollten sie tragen,

     Unsre Herzen sollten in ihnen schlagen,
     Wenn die Grabeserde sich über uns bräunt.

Ja – sie sind alle recht und gut,
Sie, die wurden aus unserem Blut,

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Und alle tragen geehrte Namen,

Doch als wir beide zusammen kamen,
Da glaubten wir, Erlöser zu zeugen,
Oder doch solche, die unter sich beugen
Alles was klein und niedrig ist.

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Nun sind sie alle Fremde geworden,

Keiner trägt einen Ritterorden
Und keiner den Alltag vergißt –
Von denen, welchen das Leben ich gab.
Wenn ich zu ihnen gehe,

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Wenn ich sie sehe,

Ist mir, als stünd’ ich vor unserem Grab.

Empfohlene Zitierweise:
Sophie Hoechstetter: Vielleicht auch Träumen. Müller, München und Leipzig 1906, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoechstetter_Vielleicht_auch_Traeumen.pdf/47&oldid=- (Version vom 1.8.2018)